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Sonntag, Juli 29, 2007

Ausstellung

Freitag, Juli 27, 2007

Zentralmassiv


Und wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich ihn für dich vergeuden....

Das Streben nach Konsistenz, die uns sonst nur Wolken vor Augen zu führen vermögen. Bildgewaltig nur für denjenigen, welcher Seiten unfähig umzuschlagen. Wir ziehen an den Rudern, versuchen uns gegen den Strom zu behaupten, trieben immer wieder zurück, dem Zurückliegenden entgegen. So lasten die vergilbten Blätter der Vergangenheit auf diesem Einband Mensch. Geben, geben, nur geben, doch die Angst lacht und gewinnt sooft die Überhand. Der erbitterte Gegenspieler. Immer?
Nach oben zu Fallen ist möglich!

Nein, nicht vergeudet, denn nichts im Leben, daß Du jemanden schenkst, geht je verloren.....

Donnerstag, Juli 26, 2007

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 5

Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Seit gestern neu in den Bücherregalen:
Die letzte Liebe des Monsieur Armand



In ihrem zweiten Buch, erzählt ,die 1949 in Paris geborene, frühere Schauspielerin und Autorin Francoise Dorner eine langsame Geschichte des Alters und des Todes.
Armand Leclair, designierter Philosophieprofessor und Witwer begegnet in einem Bus der zwanzigjährigen Frau Pauline.
Ohne zu wissen auf welche Art oder welchem Umsand dieser Bezug entspringt, wird er von ihr angezogen.
Anhand dieser Begegnungen entsteht der Impuls, auf sein Leben, welches in seinem Kopf starr zu stehen scheint, zurückzublicken. Ähnlich wie in Phillip Roth´s Roman ""Jedermann" entfaltet sich dem Leser, durch Armands zurückliegende Erlebnisse und den hierauf beruhenden Gedankengängen ein gesamter Lebensweg, der am Ende mit einem unerwarteten Ausgang aufwartet. Ein Buch über das Alterwerden, Träume, Erotik, Moral und geistige Gefangenschaft.

Einige der besten Zeilen:
-Wartete sie womöglich auf die Liebe oder erholte sie sich von einer?
-Was sollte aus einer Begegnung zwischem einem Leben, dass zu Ende geht ,und einem, das beginnt, denn auch erwachsen? Mißverständnis, Illusion, Mitleid.
-Im selben Moment, als Benjamin zum Höhepunkt kam, kicherte sie in sich hinein, sie mußte an das Ketchup denken. Er merkte es nicht.
-Wie soll man einem jungen Mädchen sagen, dass man, nachdem man studiert, gearbeitet, geheiratet und Kinder gezeugt hat, auf einmal allein dasteht, außerhalb der Gesellschaft, ohne Illusionen, umgeben von Büchern und erinnerungsschweren, alten Möbeln, die langmütig darauf warten, dass man stirbt, um schließlich anderen Leben in Stummheit beigestellt zu werden, bis eines Tages einer so klug ist, sie als Voyeure zu begreifen und zu verbrennen.
-Was ich Ihnen mit anderen Worten sagen will, ist, dass die BücherIhnen keinerlei Nutzen bringen, wenn Sie nicht selbst klare Vorstellungen im Kopf haben, zumindest eine Idee davon.
-Es gibt nichts Traurigeres als leere Kleiderbügel, da fehlt einem der andere nur noch mehr.

Francoise Dorner hat eine nachdenklich stimmende Ode an das Einsamkeitsempfinden, wie gleichsam die unterschwellige Kritik an Lebensplänen und festengefahrenen Lebensansichten, verfasst.
Ein psychologischer, wie physischer Roman von Zartheit.
138 Seiten / Diogenes Verlag / 16,90 Euro

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Freitag, Juli 20, 2007

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 4

Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Ab heute neu in den Bücherregalen: Nicht so schlimm



In seinem dritten Buch, erzählt ,der 1972 geborene und in Madagaskar lebende, französische Schrifsteller Nicolas Fargues eine humoristisch-melancholische Tragödie der heutigen Mitdreissiger.
Nur zu Beginn des Romans wird der Leser durch einen Ich-Erzähler in das Eheleben, den erfolgreichen Beruf sowie die gemeinsame Erziehung zweier Kindern katapultiert. Dies ist jedoch lediglich der oberflächliche Rahmen, von dem aus die Handlung anhand von drei, intimen Begegnungen entspringt. Alex, Gassy und Alice. Die Eine in der Vergangenheit mit all ihren Auswirkungen, die Andere als Beginn einer Ursachenkette und die Dritte, mit all ihren behafteten Emotionen.
Sätze berichten von Wolllust, Leidenschaft, Idealismus, Kapitulation, Rache, Eifersucht, Gewohnheit, der Suche, wie Verantwortung und über allem hängt das Damoklesschwert einer moralischen Lebensführung.

Einige der besten Zeilen:
-Ich war hinter Dir.......Die ganze Zeit all die Jahre, war ich hinter Dir, ganz nah. Du hast mich nur nicht gesehen. Das mit uns beiden war doch klar, aber jedesmal haben wir uns verpasst. Jetzt bin ich hier, damit Du Bescheid weisst, es liegt jetzt an Dir, und Du kannst Dich hinterher nicht beschweren, du hättest von nichts gewusst und die Chance deines Lebens verpasst.
-Ich musste erst dreissig werden, um zu leiden. Oder vielleicht vielmehr, um zu kapieren, dass ich leide wie jeder andere auch und dass meine angebliche mentale Stärke, meine angebliche elegante Gleichgültigkeit, der Abstand, den ich angeblich zu den Dingen hatte, dass all das nur theoretisch war, konzeptuell oder literarisch, und überhaupt keine Bedeutung mehr hat, wenn das Leben dir richtig einen reinwürgt.
- Nein, ich spreche von Popkultur, von der richtigen Kultur: Pasta, Vespa, Pizza, Espresso - kannst du mir einen Ort auf der Welt nennen, wo es das nicht gibt?
-Zwei Holzplanken, die mit superstarkem Kleber aneinandergeleimt werden, der Kleber entfaltet langsam seine Wirkung, und kurz bevor die beiden Stücke endgültig eins geworden sind, greifen zwei Strake Hände danach und reißen das Werk des Zimmermanns wieder auseinander - die brutale Trostlosigkeit der halbgetrockneten, spitzen Kleberfetzen auf den unglückseligen Holzlatten und die Zeit, die sie glatt schmirgelt, doch der Kleber wird nicht ganz abzubekoemmen sein, und das Holz wird nie wieder aussehen vorher.
- Zwei Körper, die ineinander waren, die sich einander reiben, dein Speichel in meinem Mund und meiner in deinem, da entsteht was, das können wir nicht einfach ablegen, auch wenn vielen so etwas nichts bedeuten mag.
- Findest Du es nicht etwas verstörend, Papa, dass wir beide genau das gleiche Leben führen? ....... Das ist Erziehung.
- Sie bricht mir das Herz, aber ich muss jetzt an mich denken, es geht um Leben und Tod.
- S.186

Der ,von Frank Wegner übersetzte, Roman ist die heimliche Abrechnung über die Vorstellung der Liebe in den Köpfen erfolgreicher Grossstädtmenschen, welcher es in bezaubernd lakonischer Art versteht, dem Leser selbst den Spiegel vorzuhalten. Ein dolles Buch.
188 Seiten / Rohwolt Verlag / 16,90 Euro

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Mittwoch, Juli 18, 2007

Der Wandel im Bild


Der Sonnenaufgang ruft mich zu sich.
Er ist meine Gedanken.
Sein Blau ist meine Tiefe.
Das Gelb mein Zweifel.
Sein strahlendes Weiss meine Erfüllung.
Mir ist, als ob ich ihn anhalten will. Ihn in einem Bilde greifen.

Der Sonnenaufgang ist mein Leben.
Er wird nie stehen.
Er geht dahin, so wie die Zeit weiter dahinschreitet, von mir unbeeinflusst.
Luftpartikel begleiten seinen Schein, die noch kühl wirken, wie eine tägliche Geburt.
Hinein in die Temperatur des neuen Tages.
Der Sonnenaufgang und ich, bis es schwarz wird und Alles erneut in Dunkelheit taucht.
Der Zeitpunkt nie exakt.
Mit jedem Atemzug Veränderung.
Helligkeit ist im Wandel, so wie ich.
Augenblicke nie fassbar, doch im Herzen zu erkennen.
Es gibt dies, jene, andere und doch fühlt es sich gleich an.
Alles ist Veränderung.
Nichts bleibt bestehen.
Die Sonne geht auf und doch greife ich sie fühlend.

Donnerstag, Juli 12, 2007

Um Mitleid zu vermeiden


Heute bin ich müde ,wie hundert Hunde.
Wie kommt das?
Ach ja, ich bin erkältet ,wie krank.
Und was willst Du jetzt machen?
Ich glaube ich übergebe mich ,wie nie.
Und dann?
Dann spiele ich an den Speichelfäden ,wie an einem Bass.
Genug!

(Bild: Gallant Hearts von Sheela Gowda)

Mittwoch, Juli 11, 2007

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 3

Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Heute Frischgedrucktes: Armor



Armor bedeutet auf keltisch "Land des Meeres".
In seinem vierten Buch, skizziert ,der 1971 an der Mosel geborene und in Berlin lebende, Autor Marcus Braun ein tiefschwarzes Vexierspiel über Triebe, verborgene Fantasien, Gegensätzlichkeiten und Abgründe der Menschen.
Der Roman beginnt mit einen Steinschlag in die Winschutzscheibe des Alfa Romeos von Kate und Fabien. Sie sitzen fest und erklären sich gezwungenermaßen bereit im Hause eines Architekten Jacques und seiner ,um Vielfaches jüngeren, Frau Isabell Unterschlupf zu suchen. Innerhalb dieses vier Personen-verhältnisses, (welches atmospherisch deutlich, an das Kino der "Nouvelle Vague" erinnert,) ängstigt, befürchtet und leidet der Leser mit Fabien, bis sich scheinbar ein weiterer Mord ereignet. Was oberflächlich erscheint, wird tief und diejenigen Leser, welche die Zeilen in der Eile des Protagonisten verschlingen, werden nach 187 Seiten Gefahr laufen, ahnungslos und ohnmächtig dazustehen.

Einige der besten Zeilen:
-Auf dem Geländer der Brücke, ein Stein von der Größe eines Säuglingskopfes; von selbst wird er nicht runterfallen, von selbst geschieht wenig.
- Fünf Minuten Zeit gibt es immer; die Schamlosigkeit, die Obszönität der Ebbe
- Zeit verstrich, aber nicht mal ein Hund bellte.
- ..einen Satz ,der die Situation verwandelt hätte in die unbeschwerte, gleichsam papillone Begegnung zweier mit der Gravitation spielender Wesen.
- Das Wildschwein hatte zu Lebzeiten wohl einen Sack mit Kräutern gegessen und schmeckte hervorragend.
- Ein Tuch, das man als Kind mit sich rumschleppte, es nicht aus den Händen gab, bis es stank und schließlich in Fetzen hing, einen Spielzeugsoldaten, den man halbwüchsig aus diffusen Rachegefühlen gegen geliebte Wesen und Gegenstände mit einem Feuerzeug hinrichtet, danach weint man vor Wut, überhaupt weint man oft vor Wut als Kind, wohin verliert sich das, was tritt an die Stelle? Dann liebt man plötzlich ihn. Irgendeinen ihn.
- Es folgten die Bewegungen von Säugetieren.

Marcus Braun entspinnt in seinem Roman, anhand asynchroner Gesprächsfetzen. Rückblenden, Gedankengängen und Tagträumen, ein herrliches Labyrinth, welches Spannung und literarische Tiefe nicht vermissen läßt.
Postrealistischer Realismus!
187 Seiten / Suhrkamp Verlag / 17,80 Euro

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Montag, Juli 09, 2007

München - Meine Stadt


Wenn man des nachts mit dem sommergeschwängerten Wind durch die Stadt geht, die dunklen Grünflächen passiert und wunderschöne Bauwerke in träumerischem Glanz erstrahlen, wird einem augenblicklich vor Augen geführt, wie oft man vergisst, dass diese Stadt Heimat bedeutet.

Mittwoch, Juli 04, 2007

Der Traum ist der beste Beweis dafür, dass wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, als es scheint.
-Lyriker Friedrich Hebbel

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 2

Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Heute: Geschwister Tanner


In seinem Frühwerk skizziert der 1956 verstorbene, schweizer Autor eine abwechslungsreiche Wanderschaft in die Entfremdung. Robert Walsers Roman handelt ,wie es der Titel erahnen läßt, von fünf Geschwistern, deren die autobiographisch angelehnte Figur des Simon Tanner voransteht. Hinter der facettenreichen Welt von Klaus, Kasper, Simon, Hedwig und Emil stellt sich das Leben dar. Der Protagonist wird isoliert, isoliert sich und bleibt doch Herr dieses Vorgangs. Ähnlich wie Fernando Pessoas Ansatz über die Bestimmung des eigenen Lebens, entspinnt sich auf diese Weise durch unzählige Begegnungen ein weitreichendes Seelenbild.
Geschwister Tanner ist ein Werk voller Utopie, Selbst- wie Fremdwahrnehmung, von Anpassung, Aussichtslosigkeit, wie Hoffnung und grundlegenden Werten. Als Leser begibt man sich gleichsam auf eine Reise durch eine Welt, wie sie sich nicht nur vor hundert Jahren gab.

Einige der besten Zeilen:
-Ich werde Dir noch angehören, auch wenn Du längst nicht mehr bist, nicht einmal ein Stäubchen, denn das Geschenk überdauert immer den Beschenkten, damit es trauern kann, dass es den Besitzer verloren hat.
-Was sollte mir fehlen? Du bist ja da. Du hattest mir gefehlt. Ich bin glücklich, aber ich leide es nicht, dass ich allein glücklich bin, ohne Dich. Deshalb weine ich. Komm. Komm,- und sie presste ihn fest an sich.
-Du hast doch gewiss keine Ursache Dir selber Vorwürfe zu machen. Das würde ich nicht tun. Nicht einmal ich tue es...Aber ich tue es auch deshalb nicht, weil es einen unruhig macht und weil die Unruhe ein häßlicher, des Menschen unwürdiger Zustand ist.
-Lieber nicht geben und gar kein Mitleid mehr fühlen, als es unwillig tun, mit dem Bewußtsein, sich einer Schwäche hingegeben zu haben.
-S.307 Schnee (hier nicht preisgegeben)
-Das Zufällige ist immer das Wertvollste.

Robert Walser ist in nur sechs Wochen Schreibarbeit, im jungen Alter von neunundzwanzig Jahren, für mich, ein gewaltiger Roman mit bewunderswertem sprachlichem Ausdruck gelungen. Das ist Weltliteratur!
354 Seiten / Suhrkamp Verlag / 10,00 Euro

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Montag, Juli 02, 2007


Manche Menschen stellen nie etwas in Frage. Aber aus dieser Bestürzung entsteht alles.
- Cees Nooteboom

(Bild von Ricardo Basbaum)