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Freitag, Juli 20, 2007

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 4

Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Ab heute neu in den Bücherregalen: Nicht so schlimm



In seinem dritten Buch, erzählt ,der 1972 geborene und in Madagaskar lebende, französische Schrifsteller Nicolas Fargues eine humoristisch-melancholische Tragödie der heutigen Mitdreissiger.
Nur zu Beginn des Romans wird der Leser durch einen Ich-Erzähler in das Eheleben, den erfolgreichen Beruf sowie die gemeinsame Erziehung zweier Kindern katapultiert. Dies ist jedoch lediglich der oberflächliche Rahmen, von dem aus die Handlung anhand von drei, intimen Begegnungen entspringt. Alex, Gassy und Alice. Die Eine in der Vergangenheit mit all ihren Auswirkungen, die Andere als Beginn einer Ursachenkette und die Dritte, mit all ihren behafteten Emotionen.
Sätze berichten von Wolllust, Leidenschaft, Idealismus, Kapitulation, Rache, Eifersucht, Gewohnheit, der Suche, wie Verantwortung und über allem hängt das Damoklesschwert einer moralischen Lebensführung.

Einige der besten Zeilen:
-Ich war hinter Dir.......Die ganze Zeit all die Jahre, war ich hinter Dir, ganz nah. Du hast mich nur nicht gesehen. Das mit uns beiden war doch klar, aber jedesmal haben wir uns verpasst. Jetzt bin ich hier, damit Du Bescheid weisst, es liegt jetzt an Dir, und Du kannst Dich hinterher nicht beschweren, du hättest von nichts gewusst und die Chance deines Lebens verpasst.
-Ich musste erst dreissig werden, um zu leiden. Oder vielleicht vielmehr, um zu kapieren, dass ich leide wie jeder andere auch und dass meine angebliche mentale Stärke, meine angebliche elegante Gleichgültigkeit, der Abstand, den ich angeblich zu den Dingen hatte, dass all das nur theoretisch war, konzeptuell oder literarisch, und überhaupt keine Bedeutung mehr hat, wenn das Leben dir richtig einen reinwürgt.
- Nein, ich spreche von Popkultur, von der richtigen Kultur: Pasta, Vespa, Pizza, Espresso - kannst du mir einen Ort auf der Welt nennen, wo es das nicht gibt?
-Zwei Holzplanken, die mit superstarkem Kleber aneinandergeleimt werden, der Kleber entfaltet langsam seine Wirkung, und kurz bevor die beiden Stücke endgültig eins geworden sind, greifen zwei Strake Hände danach und reißen das Werk des Zimmermanns wieder auseinander - die brutale Trostlosigkeit der halbgetrockneten, spitzen Kleberfetzen auf den unglückseligen Holzlatten und die Zeit, die sie glatt schmirgelt, doch der Kleber wird nicht ganz abzubekoemmen sein, und das Holz wird nie wieder aussehen vorher.
- Zwei Körper, die ineinander waren, die sich einander reiben, dein Speichel in meinem Mund und meiner in deinem, da entsteht was, das können wir nicht einfach ablegen, auch wenn vielen so etwas nichts bedeuten mag.
- Findest Du es nicht etwas verstörend, Papa, dass wir beide genau das gleiche Leben führen? ....... Das ist Erziehung.
- Sie bricht mir das Herz, aber ich muss jetzt an mich denken, es geht um Leben und Tod.
- S.186

Der ,von Frank Wegner übersetzte, Roman ist die heimliche Abrechnung über die Vorstellung der Liebe in den Köpfen erfolgreicher Grossstädtmenschen, welcher es in bezaubernd lakonischer Art versteht, dem Leser selbst den Spiegel vorzuhalten. Ein dolles Buch.
188 Seiten / Rohwolt Verlag / 16,90 Euro

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