Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 2
Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor. Heute: Geschwister Tanner
In seinem Frühwerk skizziert der 1956 verstorbene, schweizer Autor eine abwechslungsreiche Wanderschaft in die Entfremdung. Robert Walsers Roman handelt ,wie es der Titel erahnen läßt, von fünf Geschwistern, deren die autobiographisch angelehnte Figur des Simon Tanner voransteht. Hinter der facettenreichen Welt von Klaus, Kasper, Simon, Hedwig und Emil stellt sich das Leben dar. Der Protagonist wird isoliert, isoliert sich und bleibt doch Herr dieses Vorgangs. Ähnlich wie Fernando Pessoas Ansatz über die Bestimmung des eigenen Lebens, entspinnt sich auf diese Weise durch unzählige Begegnungen ein weitreichendes Seelenbild.
Geschwister Tanner ist ein Werk voller Utopie, Selbst- wie Fremdwahrnehmung, von Anpassung, Aussichtslosigkeit, wie Hoffnung und grundlegenden Werten. Als Leser begibt man sich gleichsam auf eine Reise durch eine Welt, wie sie sich nicht nur vor hundert Jahren gab.
Einige der besten Zeilen:
-Ich werde Dir noch angehören, auch wenn Du längst nicht mehr bist, nicht einmal ein Stäubchen, denn das Geschenk überdauert immer den Beschenkten, damit es trauern kann, dass es den Besitzer verloren hat.
-Was sollte mir fehlen? Du bist ja da. Du hattest mir gefehlt. Ich bin glücklich, aber ich leide es nicht, dass ich allein glücklich bin, ohne Dich. Deshalb weine ich. Komm. Komm,- und sie presste ihn fest an sich.
-Du hast doch gewiss keine Ursache Dir selber Vorwürfe zu machen. Das würde ich nicht tun. Nicht einmal ich tue es...Aber ich tue es auch deshalb nicht, weil es einen unruhig macht und weil die Unruhe ein häßlicher, des Menschen unwürdiger Zustand ist.
-Lieber nicht geben und gar kein Mitleid mehr fühlen, als es unwillig tun, mit dem Bewußtsein, sich einer Schwäche hingegeben zu haben.
-S.307 Schnee (hier nicht preisgegeben)
-Das Zufällige ist immer das Wertvollste.
Robert Walser ist in nur sechs Wochen Schreibarbeit, im jungen Alter von neunundzwanzig Jahren, für mich, ein gewaltiger Roman mit bewunderswertem sprachlichem Ausdruck gelungen. Das ist Weltliteratur!
354 Seiten / Suhrkamp Verlag / 10,00 Euro
In seinem Frühwerk skizziert der 1956 verstorbene, schweizer Autor eine abwechslungsreiche Wanderschaft in die Entfremdung. Robert Walsers Roman handelt ,wie es der Titel erahnen läßt, von fünf Geschwistern, deren die autobiographisch angelehnte Figur des Simon Tanner voransteht. Hinter der facettenreichen Welt von Klaus, Kasper, Simon, Hedwig und Emil stellt sich das Leben dar. Der Protagonist wird isoliert, isoliert sich und bleibt doch Herr dieses Vorgangs. Ähnlich wie Fernando Pessoas Ansatz über die Bestimmung des eigenen Lebens, entspinnt sich auf diese Weise durch unzählige Begegnungen ein weitreichendes Seelenbild.
Geschwister Tanner ist ein Werk voller Utopie, Selbst- wie Fremdwahrnehmung, von Anpassung, Aussichtslosigkeit, wie Hoffnung und grundlegenden Werten. Als Leser begibt man sich gleichsam auf eine Reise durch eine Welt, wie sie sich nicht nur vor hundert Jahren gab.
Einige der besten Zeilen:
-Ich werde Dir noch angehören, auch wenn Du längst nicht mehr bist, nicht einmal ein Stäubchen, denn das Geschenk überdauert immer den Beschenkten, damit es trauern kann, dass es den Besitzer verloren hat.
-Was sollte mir fehlen? Du bist ja da. Du hattest mir gefehlt. Ich bin glücklich, aber ich leide es nicht, dass ich allein glücklich bin, ohne Dich. Deshalb weine ich. Komm. Komm,- und sie presste ihn fest an sich.
-Du hast doch gewiss keine Ursache Dir selber Vorwürfe zu machen. Das würde ich nicht tun. Nicht einmal ich tue es...Aber ich tue es auch deshalb nicht, weil es einen unruhig macht und weil die Unruhe ein häßlicher, des Menschen unwürdiger Zustand ist.
-Lieber nicht geben und gar kein Mitleid mehr fühlen, als es unwillig tun, mit dem Bewußtsein, sich einer Schwäche hingegeben zu haben.
-S.307 Schnee (hier nicht preisgegeben)
-Das Zufällige ist immer das Wertvollste.
Robert Walser ist in nur sechs Wochen Schreibarbeit, im jungen Alter von neunundzwanzig Jahren, für mich, ein gewaltiger Roman mit bewunderswertem sprachlichem Ausdruck gelungen. Das ist Weltliteratur!
354 Seiten / Suhrkamp Verlag / 10,00 Euro
Labels: Geschwister Tanner, Robert Walser
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