Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 62
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, die ich in der jeweiligen Woche gelesen habe.
Heute: "Stiller"
Über den 1991 in Zürich verstorbenen Schriftsteller Max Frisch ist nahezu alles geschrieben worden. Jeder hat seinen Namen schon einmal gehört, aber sein angeblich wichtigstes Werk, haben in Gegensatz zu „Homo Faber“ nicht alle gelesen.
Herr White wird bei der Einreise in die Schweiz festgenommen. Es wir vermutet, dass sein Pass gefälscht und er in Wahrheit der verschwundene Bildhauer Anatol Stiller ist. In seinen Aufzeichnungen bis zur Gerichtverhandlung begibt man sich so auf die Reise nach der Wahrheit.
Die Auseinandersetzung eines Menschen mit sich selbst, herausragende Stilistik und die Begrenztheit des eigenen Ichs.
Einige der besten Zeilen:
- Ein kleiner Italiener singt jedes Mal.
- Ich bin ein unglücklicher, nichtiger, unwesentlicher Mensch, der kein Leben hinter sich hat, überhaupt keines. Wozu mein Geflunker? Nur damit sie mir meine Leere lassen, meine Nichtigkeit, meine Wirklichkeit, denn es gibt keine Flucht, und was sie mir anbieten, ist Flucht, nicht Freiheit, Flucht in eine Rolle. Warum lassen sie nicht ab.
- Ich bin geflohen, um nicht zu morden, und habe erfahren, dass gerade mein Versuch zu fliehen, der Mord ist.
- Ihr Blick drohte mit Sterben.
- Gestern in Davos. Es ist genau so, wie Thomas Mann es beschrieben hat.
- Meine Angst: Die Wiederholung -!
- Denn Trotz ist das Gegenteil von wirklicher Unabhängigkeit.
- S. 241.
- Ich habe keine Sprache für meine Wirklichkeit.
- Es fiel ihm nicht ein, sich zu entschuldigen. Und der Riss blieb offen.
- Es gibt allerlei Arten, einen Menschen zu morden oder wenigstens eine Seele, und das merkt keine Polizei der Welt.
- Wer sich selbst nur immerzu als Opfer sieht, meine ich, kommt sich selbst nie auf die Schliche, und das ist nicht gesund.
- S.149.
- Wenn ich so alleine bin, siehst du, und mich an alles erinnere, das ist das Schlimme, dass man allein nicht darüber lachen kann, oder dann ist es nur so ein böses bitteres Lachen, so dass man später über genau die gleichen Dinge doch wieder heult.
- Aber vielleicht hast Du dich als jemand bewähren wollen, der du gar nicht bist.
- Wenn ein Mensch, ein vertrauter, uns zum ersten Mal hasst, wirkt es ja fast wie eine Farce, aber es war sein wirkliches Gesicht, wahrhaftig, und ihr Lachen gefror.
- Man will Eindruck machen, dort wo man liebt, und wenn es dort nicht gelingt, gehen wir in die Öffentlichkeit!
„Stiller“ ist Weltliteratur, die vor allem aufgrund der unterschiedlichen Lebensvorstellungen und Identitäten eines einzigen Lebens seinen Bann entwickelt.
Das Werk ist einer, der Lieblingsromane von Hermann Hesse gewesen.
4342 Seiten, Suhrkamp Verlag, 10 Euro.
(Siehe hierzu auch die Rezension zu "Homo Faber")
Heute: "Stiller"
Über den 1991 in Zürich verstorbenen Schriftsteller Max Frisch ist nahezu alles geschrieben worden. Jeder hat seinen Namen schon einmal gehört, aber sein angeblich wichtigstes Werk, haben in Gegensatz zu „Homo Faber“ nicht alle gelesen.
Herr White wird bei der Einreise in die Schweiz festgenommen. Es wir vermutet, dass sein Pass gefälscht und er in Wahrheit der verschwundene Bildhauer Anatol Stiller ist. In seinen Aufzeichnungen bis zur Gerichtverhandlung begibt man sich so auf die Reise nach der Wahrheit.
Die Auseinandersetzung eines Menschen mit sich selbst, herausragende Stilistik und die Begrenztheit des eigenen Ichs.
Einige der besten Zeilen:
- Ein kleiner Italiener singt jedes Mal.
- Ich bin ein unglücklicher, nichtiger, unwesentlicher Mensch, der kein Leben hinter sich hat, überhaupt keines. Wozu mein Geflunker? Nur damit sie mir meine Leere lassen, meine Nichtigkeit, meine Wirklichkeit, denn es gibt keine Flucht, und was sie mir anbieten, ist Flucht, nicht Freiheit, Flucht in eine Rolle. Warum lassen sie nicht ab.
- Ich bin geflohen, um nicht zu morden, und habe erfahren, dass gerade mein Versuch zu fliehen, der Mord ist.
- Ihr Blick drohte mit Sterben.
- Gestern in Davos. Es ist genau so, wie Thomas Mann es beschrieben hat.
- Meine Angst: Die Wiederholung -!
- Denn Trotz ist das Gegenteil von wirklicher Unabhängigkeit.
- S. 241.
- Ich habe keine Sprache für meine Wirklichkeit.
- Es fiel ihm nicht ein, sich zu entschuldigen. Und der Riss blieb offen.
- Es gibt allerlei Arten, einen Menschen zu morden oder wenigstens eine Seele, und das merkt keine Polizei der Welt.
- Wer sich selbst nur immerzu als Opfer sieht, meine ich, kommt sich selbst nie auf die Schliche, und das ist nicht gesund.
- S.149.
- Wenn ich so alleine bin, siehst du, und mich an alles erinnere, das ist das Schlimme, dass man allein nicht darüber lachen kann, oder dann ist es nur so ein böses bitteres Lachen, so dass man später über genau die gleichen Dinge doch wieder heult.
- Aber vielleicht hast Du dich als jemand bewähren wollen, der du gar nicht bist.
- Wenn ein Mensch, ein vertrauter, uns zum ersten Mal hasst, wirkt es ja fast wie eine Farce, aber es war sein wirkliches Gesicht, wahrhaftig, und ihr Lachen gefror.
- Man will Eindruck machen, dort wo man liebt, und wenn es dort nicht gelingt, gehen wir in die Öffentlichkeit!
„Stiller“ ist Weltliteratur, die vor allem aufgrund der unterschiedlichen Lebensvorstellungen und Identitäten eines einzigen Lebens seinen Bann entwickelt.
Das Werk ist einer, der Lieblingsromane von Hermann Hesse gewesen.
4342 Seiten, Suhrkamp Verlag, 10 Euro.
(Siehe hierzu auch die Rezension zu "Homo Faber")
Labels: Max Frisch, rezension, Stiller
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