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Freitag, September 25, 2009

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 61

Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Unter dem Vulkan

Der 1954 bereits vom Alkohol zerrüttete an einer Überdosis Schlaftabletten, offiziell ein Unfall, verstorbene britische Schriftsteller Malcolm Lowry hat mit “Unter dem Vulkan“ ein Buch geschrieben, dass die New York Times zu einem Jahrhundertroman erklärt hat. Ein in der mexikanischen Kleinstadt Quauhnahuac stationierter alkoholkranker Konsul sieht sich mit der Rückkehr seiner alten Liebe konfrontiert. Eine Geschichte von Gläsern und Gefühlen, zwischen Verzeihen und Loslassen, über die Welt und das Innenleben.

Einige der besten Zeilen:
- Ich weiß, Jacques, du wirst mir das Buch vielleicht nie wiedergeben, aber nehmen wir an, ich leihe es dir gerade darum, damit es Dir eines Tages leid tut.
- ......riefen ihre Gedanken, ihre Liebe durch die düstere Bar....
- „Ich gehe den einzigen Weg, der mir noch bleibt, Semikolon“.
- ....als wäre dies nur ein langer Traum, den jeder für sich auf seinem fernen einsamen Lager träumte, als wären ihre Hände nur verwehte Bruchstücke von Erinnerungen, die sich in halber Furcht vor der Vermischung über dem heulenden Meer der Nacht begegneten.
- Eine Zeitlang saßen sie einander gegenüber wie zwei stumme, sprachlose Festungen.
- So ähnlich, sagte er sich, muss ein Verrückter leiden, wenn er friedlich im Anstaltsgarten sitzt und die Verrücktheit plötzlich keine Zuflucht mehr ist und sich im Zersplittern des Himmels und der ganzen Umgebung verkörpert.
- „Der Journalismus ist die Prostitution des Intellektuellen in Wort und Schrift, Yvonne.“
- Lieber Gott, wenn unsere Zivilisation zwei Tage nüchtern wäre, würde sie am dritten an Gewissensbissen sterben.
- ...als wären kleine Stücke von seinen Augenlidern abgebrochen und flirrten und zuckten vor ihm herum;
- Der Konsul hob sein Glas an die Lippen, schmeckte noch einmal die Leere und setzte es dann auf den von den Füßen der Schwimmer noch nassen Fußboden.
- S. 411
- Hugh sah Lücken in der Logik dieses Gedankens.
- Ein bisschen Selbsterkenntnis ist eine gefährliche Sache.
- Aber im Leben – ob Auf- oder Abstieg – hatte man fortwährend mit dem Nebel, der Kälte und den Felsvorsprüngen zu kämpfen, mit dem trügerischen Seil und dem schlüpfrigen Boden;
- ...weil dann die Zeit, die man betrügen wollte, in jedem Augenblick hinter einem herzugleiten begann wie ein Haifisch hinter einem Schwimmer.
- ,,ein Dreißigjähriger mit der Mentalität eines Zehnjährigen, der den Liebesakt in eine Art Durchfall verkehrt.
- Nein, dachte er, die Worte sanken wie Steine in seine Seele.
- „Da die Welt sich dreht, warte ich hier so lange, bis ein Haus vorüberkommt.“
- „Mozart war ein Mann, der die Bibel geschrieben hat. Mozart hat das Alte Testament geschrieben. Halt Dich daran Du bist auf dem rechten Weg. Mozart war Rechtsanwalt.“

Der 1947 erschienene Roman strotzt vor Selbstgesprächen, wie Erinnerungen. Orte und Zeiten wechseln, erklären das Vorleben, die Gegenwart und mahnen vor dem Zukünftigen. Ein überaus sprachliches, kritisches wie auch beängstigendes Buch, dessen Vorwort Dave Eggers inspiriert haben könnte.

1984 von John Houston verfilmt.

454 Seiten, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 9, 90 Euro.

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