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Donnerstag, April 30, 2009

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 48

Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute:
Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao

Der 1968 in der dominikanischen Republik geborene Junot Diaz hat mit seinem ersten Roman den Pulitzer Preis gewonnen. Seine Hauptfigur Oscar Wao ist das exakte Gegenteil eines Dominikaners. Er ist sehr dick, Rollenspielfan und ihm scheint das südländische Feuer vollständig zu fehlen. Der Umstand, dass sein einziges Bestreben, im Kennen lernen von Frau besteht, lässt die Tragödie ihren Lauf nehmen.

Einige der besten Zeilen:
- Seine Überlegungen kamen der Ja/Nein-Logik einer Stubenfliege so nah wie nur möglich.
- Mit Nelson Pardo, der zum Einbrecherkönig des Viertels aufstieg, bevor er zu den Marines ging und im ersten Weltkrieg acht Zehen verlor.
- Maritza war vielleicht nicht in vielen Dingen gut – beim Sport, in der Schule oder bei der Arbeit-, aber sie hatte ein Talent für Männer.
- Die Angst war gewaltig, eine grausige, lähmende Angst wie beim Anblick einer gezogenen Pistole oder eines fremden Mannes, der beim Aufwachen plötzlich neben dem eigenen Bett steht, aber diese Angst dauerte fort, wie ein unendlich lang gehaltener Ton.
- Die Dunkelheit hielt sie in ihren Klauen, sie glitt durch die Tage wie ein Schatten durch das Leben.
- Er versuchte ruhig zu bleiben – denn die Furcht, so lehrt uns der Wüstenplanet, tötet das Bewusstsein-, doch es gelang ihm nicht.
- In Santa Domingo verbreiten sich gute Nachrichten so schnell wie der Donner, aber schlechte so schnell wie das Licht.
- Sie erzählte von einer Reise nach Berlin, die sie mit einer Freundin aus Brasilien, einer umoperierten Transe, unternommen hatte, und den Zügen, die manchmal so langsam fuhren, dass man eine Blume neben den Gleisen hätte pflücken können, ohne die Nachbarblumen zu stören.
- Denn alles was man träumen kann (er hob die Hand), kann man sein.

„Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ ist ein Märchen, nicht im herkömmlichen Sinne, vielmehr ein Traumhaftes. Es ist ein moderner und sprachlich variantenreicher Roman, der durch die oftmals raschen Tempo, wie Protagonistenwechsel nie an Spannung verliert und den Leser am Ende als halben Dominikaner zurückzulassen vermag.

384 Seiten; Fischer Verlag, 19, 95 Euro.

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