Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 46
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Mängelexemplar
Sarah Kuttner, die im TV und in Kolumnen sätze-schießende Urberlinerin hat ihren ersten Roman verfasst.
Das Buch heißt Mängelexemplar und trägt diesen Titel sicher nicht in Anspielung auf dieses letztjährige unsägliche Beststellerwerk, sondern schlicht, weil der Titel Sinn macht und griffig ist.
Das Werk handelt von der jungen Frau Karo, die, durch ihre unzählige Spiegelung an äußeren Eindrücken, beschließen muss den Kampf zu sich selbst anzugehen, um endlich glücklich zu werden. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Panikattacken oder die täglichen Achterbahnfahrten im Leben eines ganz „normalen“ siebenundzwanzigjährigen Menschen.
Einige der besten Zeilen:
- Ich frage mich, ob sich Menschen im Krieg manchmal vorstellen, es wäre nur Silvester.
- Ich lasse es mir von Mama erklären, sie macht eine Zeichnung. Das kann sie gut, ich wurde mit einer Zeichnung der Gebärmutter aufgeklärt.
- Meine Familie und all die eingespielten Sätze und Kleinigkeiten brachten mich plötzlich auf die Weihnachtspalme.
- Der nächste Morgen ist ein Arschloch.
- S. 166 - 167
- Mit halbgeschlossenen Augen wankt er an dunklen Wintermorgen zur Arbeit, abends zur Kaufhalle und erreicht mit nassen Schuhen und letzten Kraftreserven das schützende Heim. Dort legt er sich vor den Fernseher, wickelt gegebenenfalls seine Familie wärmend um sich herum und schläft.
- Also schlucke ich mich runter und schlafe ein.
- Sie sind ein bisschen wie Niels Ruf, nur weniger Arschloch.
- Sie hatte völlig unterschätzt, welchen Einfluss ihre Vergangenheit auf ihre Gegenwart hat.
- ....und waren sogar mal sechs Monate gemeinsam in Barcelona. Zur Selbstfindung. Wir haben uns aber nicht gefunden, also sind wir wieder nach Hause geflogen.
- Ich gehe schlafen, denn meine Metaphern werden schwül.
- Umsatz schlägt Seele im großen Marktwirtschafts-Schnick-Schnack-Schnuck.
- Leid schafft eine Fangemeinde.
- Alle roten Fäden, aus denen ich mir doch eigentlich einen schicken Kopf-Pullover stricken wollte, sind plötzlich weg oder wieder verknotet.
- Das ist also das Ziepen und Zerren in meinem Herzen. Ich möchte nicht allein sein. Ich möchte meine Liebes-Flatrate zurück. Eine Garantie für Zuneigung. Ein Liebes-Buffet. All you can love.
- Ich möchte Erfolge. Ich möchte bald wieder im normalen Leben mitspielen dürfen. Wie die anderen Kinder sein.
Sarah Kuttner ist eine moderne Ingeborg Bachmann. Ihr Mängelexemplar ist klug, witzig, psychologisch, schmerzhaft und wunderbar hoffnungsvoll. So muss Literatur heutzutage sein!
256 Seiten; Fischer Verlag; 14,95 Euro.
Heute: Mängelexemplar
Sarah Kuttner, die im TV und in Kolumnen sätze-schießende Urberlinerin hat ihren ersten Roman verfasst.
Das Buch heißt Mängelexemplar und trägt diesen Titel sicher nicht in Anspielung auf dieses letztjährige unsägliche Beststellerwerk, sondern schlicht, weil der Titel Sinn macht und griffig ist.
Das Werk handelt von der jungen Frau Karo, die, durch ihre unzählige Spiegelung an äußeren Eindrücken, beschließen muss den Kampf zu sich selbst anzugehen, um endlich glücklich zu werden. Es geht um Liebe, Freundschaft, Familie, Panikattacken oder die täglichen Achterbahnfahrten im Leben eines ganz „normalen“ siebenundzwanzigjährigen Menschen.
Einige der besten Zeilen:
- Ich frage mich, ob sich Menschen im Krieg manchmal vorstellen, es wäre nur Silvester.
- Ich lasse es mir von Mama erklären, sie macht eine Zeichnung. Das kann sie gut, ich wurde mit einer Zeichnung der Gebärmutter aufgeklärt.
- Meine Familie und all die eingespielten Sätze und Kleinigkeiten brachten mich plötzlich auf die Weihnachtspalme.
- Der nächste Morgen ist ein Arschloch.
- S. 166 - 167
- Mit halbgeschlossenen Augen wankt er an dunklen Wintermorgen zur Arbeit, abends zur Kaufhalle und erreicht mit nassen Schuhen und letzten Kraftreserven das schützende Heim. Dort legt er sich vor den Fernseher, wickelt gegebenenfalls seine Familie wärmend um sich herum und schläft.
- Also schlucke ich mich runter und schlafe ein.
- Sie sind ein bisschen wie Niels Ruf, nur weniger Arschloch.
- Sie hatte völlig unterschätzt, welchen Einfluss ihre Vergangenheit auf ihre Gegenwart hat.
- ....und waren sogar mal sechs Monate gemeinsam in Barcelona. Zur Selbstfindung. Wir haben uns aber nicht gefunden, also sind wir wieder nach Hause geflogen.
- Ich gehe schlafen, denn meine Metaphern werden schwül.
- Umsatz schlägt Seele im großen Marktwirtschafts-Schnick-Schnack-Schnuck.
- Leid schafft eine Fangemeinde.
- Alle roten Fäden, aus denen ich mir doch eigentlich einen schicken Kopf-Pullover stricken wollte, sind plötzlich weg oder wieder verknotet.
- Das ist also das Ziepen und Zerren in meinem Herzen. Ich möchte nicht allein sein. Ich möchte meine Liebes-Flatrate zurück. Eine Garantie für Zuneigung. Ein Liebes-Buffet. All you can love.
- Ich möchte Erfolge. Ich möchte bald wieder im normalen Leben mitspielen dürfen. Wie die anderen Kinder sein.
Sarah Kuttner ist eine moderne Ingeborg Bachmann. Ihr Mängelexemplar ist klug, witzig, psychologisch, schmerzhaft und wunderbar hoffnungsvoll. So muss Literatur heutzutage sein!
256 Seiten; Fischer Verlag; 14,95 Euro.
Labels: Mängelexemplar, rezension, Sarah Kuttner
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