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Freitag, April 24, 2009

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 47

Jede Woche stelle ich euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Die Verwirrung des Zöglings Törleß

Robert Musil, der weltbekannte, im Alter von einundsechzig Jahren 1942 in Genf verstorbene, österreichische Schriftsteller hat für Milan Kundera die Unermesslichkeit der Romanform entdeckt.
Musil verfasste dieses, sein erstes Buch, während des Studiums in Philosophie, Psychologie und Mathematik bereits im zarten Alter von etwa zweiundzwanzig Jahren.
Die Geschichte, basierend auf persönlichen Erfahrungen in der Wiener Militärakademie, dreht sich, wie der Titel preisgibt, um den Zögling Törleß, der seinem Elterhauses entrissen wurde, um ein Eliteinternat zu besuchen. Von Heimweh geplagt, sucht er in sich nach dem Sinn von Verstand und Seele, während seine Mitschüler eine Art Opfer und Täter Spiel für sich entdecken.

Einige der besten Zeilen:
- Er saß oft lang – in finsterem Nachdenken – gleichsam über sich selbst gebeugt
- Belanglose Worte rannen nun über diesen Augenblick hinweg und verlöschten ihn.
- S. 32
- ..weswegen Jünglinge mit großer Zukunft meist eine an Demütigung reiche Vergangenheit besitzen.
- Der Himmel schwieg. Und Törleß fühlte, dass er unter diesem unbewegten, stummen Gewölbe ganz allein sei, er fühlte sich wie ein kleines lebendes Pünktchen unter dieser riesigen, durchsichtigen Leiche.
- ; er empfand die Leidenschaft der Melodien wie Flügelschläge großer dunkler Vögel, als ob er die Linien fühlen könnte, die ihr Flug in seine Seele zog.
- Es war doch nur ein Augenblick, ich fühlte nichts, ich überlegte nichts, es war einfach plötzlich geschehen.
- Eine Täuschung vielleicht – das Ganze.
- Wir leben von einem Gedanken zum anderen, von einem Gefühl zum nächsten.
- Die Viertelstunden schlichen wie Krankenschwestern von seinem Lager, seine Füße waren eiskalt, und die Decke drückte ihn, anstatt ihn zu wärmen.

„Die Verwirrung des Zöglings Törleß“ ist Weltliteratur, ganz gleich ob der Stoff eine Metapher von totalitären Systemen oder lediglich die Beziehungen zwischen Mitschülern beschreibt. Man verliert sich in diesem Roman und findet sich bisweilen wieder.

Das Buch wurde 1966 von Volker Schlöndorff verfilmt.

200 Seiten; Rowohlt Taschenbuch Verlag; 6,95 Euro.

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