Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 18
Jede Woche stelle ich Euch Bücher, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe, vor.
Heute: Das Badezimmer
Der 1957 in Brüssel geborene Schriftsteller, Regisseur und Photograph Jean-Phillipe Toussaint hat vordergründig die Geschichte eines Mannes verfasst, der sein Badezimmer nicht mehr verlassen will. Von einem Tag auf den anderen jedoch setzt er dann wider Erwarten doch die Seelenruhe seines abstrakten Lebens aufs Spiel, aber nur vermeintlich.
Ein Buch über den Wert von Begegnungen und Gedanken.
Einige der besten Zeilen:
- S.13
- Der Vormieter, ein vornehmer Mann, meinte nach einem Blick auf die (mitgebrachte) Flasche, dass sei ein sehr guter Wein, gestand uns aber gleichzeitig mit einem vorsichtigen Lachen, dass er Bordeaux nicht möge, er ziehe Burgunder vor. Ich antwortete ihm, dass ich wiederum seine Art sich anzuziehen, nicht besonders mochte.
-Unsere Freunde betatschten sich gegenseitig die Unterarme , streichelten sich die Finger, wenn sie die Würfel warfen; wir plauderten Pierre-Etienne stellte sich die Frage ob es einen dritten Weltkrieg geben würde. Das war nicht mein Problem. Ich ging schlafen, nachdem ich sie im Monopoly vernichtend geschlagen hatte (beim Monopoly gibt es keine Geheimnisse).
- Der Zug ist abgefahren, wie ein Kleidungsstück zerreisst.
- S.76
-Als ich am nächsten Morgen erwachte sah ich den heraufziehenden Tag hinter meinen geschlossenen Lidern, wie ein dunkles, endloses Meer, für immer versteinert.
- Ich wollte keinen Blick mehr auf mir spüren. Ich wollte nicht mehr gesehen werden.
Jean-Phillipe Toussaint ist mit "Das Badezimmer" im Jahre 1985 ein Debütroman gelungen (ebenso empfehlenswert ist der Roman "Sich lieben"), welcher seines gleichen sucht.
Das Buch ist für mich eine radikalere Version von Musils "Mann ohne Eigenschaften".
Übersetzt aus dem Französischen von Joachim Unseld
126 Seiten / btb verlag / 7 Euro
Heute: Das Badezimmer
Der 1957 in Brüssel geborene Schriftsteller, Regisseur und Photograph Jean-Phillipe Toussaint hat vordergründig die Geschichte eines Mannes verfasst, der sein Badezimmer nicht mehr verlassen will. Von einem Tag auf den anderen jedoch setzt er dann wider Erwarten doch die Seelenruhe seines abstrakten Lebens aufs Spiel, aber nur vermeintlich.
Ein Buch über den Wert von Begegnungen und Gedanken.
Einige der besten Zeilen:
- S.13
- Der Vormieter, ein vornehmer Mann, meinte nach einem Blick auf die (mitgebrachte) Flasche, dass sei ein sehr guter Wein, gestand uns aber gleichzeitig mit einem vorsichtigen Lachen, dass er Bordeaux nicht möge, er ziehe Burgunder vor. Ich antwortete ihm, dass ich wiederum seine Art sich anzuziehen, nicht besonders mochte.
-Unsere Freunde betatschten sich gegenseitig die Unterarme , streichelten sich die Finger, wenn sie die Würfel warfen; wir plauderten Pierre-Etienne stellte sich die Frage ob es einen dritten Weltkrieg geben würde. Das war nicht mein Problem. Ich ging schlafen, nachdem ich sie im Monopoly vernichtend geschlagen hatte (beim Monopoly gibt es keine Geheimnisse).
- Der Zug ist abgefahren, wie ein Kleidungsstück zerreisst.
- S.76
-Als ich am nächsten Morgen erwachte sah ich den heraufziehenden Tag hinter meinen geschlossenen Lidern, wie ein dunkles, endloses Meer, für immer versteinert.
- Ich wollte keinen Blick mehr auf mir spüren. Ich wollte nicht mehr gesehen werden.
Jean-Phillipe Toussaint ist mit "Das Badezimmer" im Jahre 1985 ein Debütroman gelungen (ebenso empfehlenswert ist der Roman "Sich lieben"), welcher seines gleichen sucht.
Das Buch ist für mich eine radikalere Version von Musils "Mann ohne Eigenschaften".
Übersetzt aus dem Französischen von Joachim Unseld
126 Seiten / btb verlag / 7 Euro
Labels: Das Badezimmer, Jean-Phillipe Toussaint, rezension
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