Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 29
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche gelesen habe.
Heute: Deutsches Theater (Orginalausgabe mit zehn neuen Texten)
Der, in Berlin lebende, Autor Benjamin von Stuckrad-Barre, Kult-Dreissiger, modischer Trendsetter und ehemaliger Geliebter von Anke Engelke hat Ende 2001 ein Werk über die Deutschen verfasst. Jetzt ist diese , von der Erzählweise einem Blog verwandte, Geschichtensammlung um zehn Texte erweitert, (Zehn Tage mit Wowereit, Blutspenden mit Vogts, Plattenkauf mit Westbam, Ateliersbesuch bei Immendorf, Bergsteigen mit Borg, Imbiss mit Flimm und weitere) neu aufgelegt worden. Auch mit sechs Jahren Abstand findet sich hier Sprachkunst und typisch Deutsches ohne wirklich an Aktualität verloren zu haben.
Einige der besten Zeilen:
- Nova Meierhenrich, die - man käme nicht von selbst unbedingt darauf - ein Journalistik- Studium abgeschlossen hat, bevor sie begann, Quark zu senden...
-..ohne die Basistragik jeder Existenz zu verniedlichen.
- Jeder Mensch denkt, er täte Thomas Gottschalk einen Gefallen, wenn er mit ihm um irgendetas wettet; Jürgen von der Lippe muss sich gerechterweise an jeder Strassenecke einen Altmännerwitz anhören, und wer immer derzeit mit Günther Jauch zu tun hat, zählt ihm prustend vier mögliche Antworten auf irgendeine Frage auf.
- Seit jeher nutzen Politiker ihre Sommerferien nicht dazu, sich vom Volk und das von ihnen zu erholen, nein in den Sommerferien sind sie den ganzen Tag damit beschäftigt, Bilder von sich"als Menschen" zu produzieren.
- Denkt man sich Berlin an diesem Morgen als verkaterten Menschen, so ist die Stadtreinigung die elektrische Zahnbürste, die er sich mit halb geschlossenen Augen reflexartig in den zerschossenen Kopf steckt.
- Alles an seinem Platz. Ganz schwierig, hier wohnend auf sich aufmerksam zu machen.
- Klaus Wowereit, dass muss man immer mal wieder festhalten, ist homosexuell und regiert die deutsche Hauptstadt gemeinsam mit den verpeilten Kommunisten der Linkspartei.
- Wir laufen ja heute von mrogens bis abends in den gleichen Klamotten rum, in diesen Mehrzweckdingern.
Benjamin von Stuckrad-Barre mag nicht jedem sympathisch erscheinen, aber schreiben kann er. Dazu sind seine "deutschen" Geschichten und deren Protagonisten wohl ausgesucht und vermittelt einen witzigen, ironischen, kritischen Einblick in das Seelenleben einer Republik.
Der Pizzabringdienst, Claus Peymann kauft sich eine Hose und Hofberichterstattung sind meine persönlichen Favoriten.
363 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 12,95 Euro
Heute: Deutsches Theater (Orginalausgabe mit zehn neuen Texten)
Der, in Berlin lebende, Autor Benjamin von Stuckrad-Barre, Kult-Dreissiger, modischer Trendsetter und ehemaliger Geliebter von Anke Engelke hat Ende 2001 ein Werk über die Deutschen verfasst. Jetzt ist diese , von der Erzählweise einem Blog verwandte, Geschichtensammlung um zehn Texte erweitert, (Zehn Tage mit Wowereit, Blutspenden mit Vogts, Plattenkauf mit Westbam, Ateliersbesuch bei Immendorf, Bergsteigen mit Borg, Imbiss mit Flimm und weitere) neu aufgelegt worden. Auch mit sechs Jahren Abstand findet sich hier Sprachkunst und typisch Deutsches ohne wirklich an Aktualität verloren zu haben.
Einige der besten Zeilen:
- Nova Meierhenrich, die - man käme nicht von selbst unbedingt darauf - ein Journalistik- Studium abgeschlossen hat, bevor sie begann, Quark zu senden...
-..ohne die Basistragik jeder Existenz zu verniedlichen.
- Jeder Mensch denkt, er täte Thomas Gottschalk einen Gefallen, wenn er mit ihm um irgendetas wettet; Jürgen von der Lippe muss sich gerechterweise an jeder Strassenecke einen Altmännerwitz anhören, und wer immer derzeit mit Günther Jauch zu tun hat, zählt ihm prustend vier mögliche Antworten auf irgendeine Frage auf.
- Seit jeher nutzen Politiker ihre Sommerferien nicht dazu, sich vom Volk und das von ihnen zu erholen, nein in den Sommerferien sind sie den ganzen Tag damit beschäftigt, Bilder von sich"als Menschen" zu produzieren.
- Denkt man sich Berlin an diesem Morgen als verkaterten Menschen, so ist die Stadtreinigung die elektrische Zahnbürste, die er sich mit halb geschlossenen Augen reflexartig in den zerschossenen Kopf steckt.
- Alles an seinem Platz. Ganz schwierig, hier wohnend auf sich aufmerksam zu machen.
- Klaus Wowereit, dass muss man immer mal wieder festhalten, ist homosexuell und regiert die deutsche Hauptstadt gemeinsam mit den verpeilten Kommunisten der Linkspartei.
- Wir laufen ja heute von mrogens bis abends in den gleichen Klamotten rum, in diesen Mehrzweckdingern.
Benjamin von Stuckrad-Barre mag nicht jedem sympathisch erscheinen, aber schreiben kann er. Dazu sind seine "deutschen" Geschichten und deren Protagonisten wohl ausgesucht und vermittelt einen witzigen, ironischen, kritischen Einblick in das Seelenleben einer Republik.
Der Pizzabringdienst, Claus Peymann kauft sich eine Hose und Hofberichterstattung sind meine persönlichen Favoriten.
363 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Verlag, 12,95 Euro
Labels: Benjamin von Stuckrad-Barre, Deutsches Theater, rezension
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