Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 101
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, die ich in der jeweiligen Woche gelesen habe.
Heute: Freiheit
Jonathan Franzen wurde 1959 in der Nähe von Chicago geboren und lebt in New York City. Mit seinem dritten Roman "Die Korrekturen" schoß er sich in den Schreiberolymp. Ich habe ihn nicht gelesen. Über sein neues, über siebenhundert Seiten starkes Buch "Freiheit" sagt man, es wäre im Aufbau wie "Die Korrekturen" und auch von Sujet ähnlich. Ich habe es ohne Vorwissen gelesen.
"Freiheit" ist ein grosses Buch über das scheinbare Zerbrechen einer Familie, das an sich selbst-Scheitern und das Abschütteln von Prägungen. Es ist der beste Familienroman seit langer Zeit.
- Die Autobiographin würde die Tränen des Mädchens im Wagen als Regen beschreiben, der unmerklich beginnt, aber überraschend schnell alles unter Wasser setzt.
- Komplimente waren wie ein Getränk, von dem sie sich instinktiv keinen einzigen Tropfen gönnte, weil es sie grenzenlos danach gedürstet hat.
- Wenn man sich ein großes Begräbnis wünscht, ist es von Vorteil, früh zu sterben.
- Wenn du Freunde haben möchtest, solltest du nicht vergessen, dass niemand vollkommen ist.
- Es war kien Alkoholismus, es war Notwehr.
- Die ersten Arbeitsgeräusche eines anderen am frühen Morgen haben etwas gefahrvoll Trauriges an sich; es ist als empfände die Stille Schmerz dabei, gestört zu werden.
- Mit Molly Tremain hatte er die Erfahrung gemacht, dass man eine Ertrinkende nur dann retten sollte, wenn man bereit, selbst zu ertrinken, und so hatte er vom Kai aus zugesehen, wie Patty strampelnd um Hilfe schrie.
- Das war der kranke Kern ihrer Dummheit: sie konkurrierte.
- Katz Blicke streiften ruhelos durch das Restaurant, ließen sich überall nieder, nur nicht auf seinem Freund.
- Er beugte sich über die Spüle, den Mund klaffend weit auf, und hoffte, der Inhalt seines Magens möge einfach so herausfließen, von selbst, ohne Gewaltanwendung: was natürlich nicht geschah.
- Gold kann man nicht beschädigen.
- Auf. Gar. Keinen. Fall.
- Sie ist so was wie im Hintergrund laufendes Fernsehen. Sie leistet mir Gesellschaft.
- Er liebte die Natur, aber nur abstrakt und nicht mehr, als er gute Romane oder ausländische Filme liebte, und weniger, als er einmal Patty und seine Kinder lieben sollte, und so verwandelte er sich für die folgenden zwanzig Jahre in einen Stadtmenschen.
-S. 727
Ein atmosphärisches überaus psychologisches Buch, das den Leser bis auf eine Nebengeschichte (sehr subjektiv) in seinen Bann schlägt. Eine Sozialstudie vergleichbar mit den Buddenbrooks. Die Protagonisten Patty und Walter werden danach noch lange bleiben, soviel ist sicher.
Übersetzt von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld
736 Seiten, Rowohlt Verlag, 24, 95 Euro.
Heute: Freiheit
Jonathan Franzen wurde 1959 in der Nähe von Chicago geboren und lebt in New York City. Mit seinem dritten Roman "Die Korrekturen" schoß er sich in den Schreiberolymp. Ich habe ihn nicht gelesen. Über sein neues, über siebenhundert Seiten starkes Buch "Freiheit" sagt man, es wäre im Aufbau wie "Die Korrekturen" und auch von Sujet ähnlich. Ich habe es ohne Vorwissen gelesen.
"Freiheit" ist ein grosses Buch über das scheinbare Zerbrechen einer Familie, das an sich selbst-Scheitern und das Abschütteln von Prägungen. Es ist der beste Familienroman seit langer Zeit.
- Die Autobiographin würde die Tränen des Mädchens im Wagen als Regen beschreiben, der unmerklich beginnt, aber überraschend schnell alles unter Wasser setzt.
- Komplimente waren wie ein Getränk, von dem sie sich instinktiv keinen einzigen Tropfen gönnte, weil es sie grenzenlos danach gedürstet hat.
- Wenn man sich ein großes Begräbnis wünscht, ist es von Vorteil, früh zu sterben.
- Wenn du Freunde haben möchtest, solltest du nicht vergessen, dass niemand vollkommen ist.
- Es war kien Alkoholismus, es war Notwehr.
- Die ersten Arbeitsgeräusche eines anderen am frühen Morgen haben etwas gefahrvoll Trauriges an sich; es ist als empfände die Stille Schmerz dabei, gestört zu werden.
- Mit Molly Tremain hatte er die Erfahrung gemacht, dass man eine Ertrinkende nur dann retten sollte, wenn man bereit, selbst zu ertrinken, und so hatte er vom Kai aus zugesehen, wie Patty strampelnd um Hilfe schrie.
- Das war der kranke Kern ihrer Dummheit: sie konkurrierte.
- Katz Blicke streiften ruhelos durch das Restaurant, ließen sich überall nieder, nur nicht auf seinem Freund.
- Er beugte sich über die Spüle, den Mund klaffend weit auf, und hoffte, der Inhalt seines Magens möge einfach so herausfließen, von selbst, ohne Gewaltanwendung: was natürlich nicht geschah.
- Gold kann man nicht beschädigen.
- Auf. Gar. Keinen. Fall.
- Sie ist so was wie im Hintergrund laufendes Fernsehen. Sie leistet mir Gesellschaft.
- Er liebte die Natur, aber nur abstrakt und nicht mehr, als er gute Romane oder ausländische Filme liebte, und weniger, als er einmal Patty und seine Kinder lieben sollte, und so verwandelte er sich für die folgenden zwanzig Jahre in einen Stadtmenschen.
-S. 727
Ein atmosphärisches überaus psychologisches Buch, das den Leser bis auf eine Nebengeschichte (sehr subjektiv) in seinen Bann schlägt. Eine Sozialstudie vergleichbar mit den Buddenbrooks. Die Protagonisten Patty und Walter werden danach noch lange bleiben, soviel ist sicher.
Übersetzt von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld
736 Seiten, Rowohlt Verlag, 24, 95 Euro.
Labels: Freiheit, Jonathan Franzen, Rezension.
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