Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 55
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Ruhm
Daniel Kehlmann, Daniel Kehlmann, Daniel Kehlmann. Jeder kennt den Namen des 1975 in München geborenen Schriftstellers, der mit seinem vierten Roman eine der größten Stückzahlen der Nachkriegszeit abgesetzte. Schwer diese Messlatte auch nur zu halten. Sein neues Werk „Ruhm“ soll, laut Umschlag, ein Roman in neun Geschichten sein. Es handelt von Personen, die in mannigfaltige Lebenssituationen geworfen werden und um den Nutzen der technischen Entwicklung. Als Leser fühlt man hier in einer Dreiecksbeziehung mit, wandelt in den Schuhen eines Schriftstellers, taucht in die Welt eines Bloggers oder sieht sich mit den Gewissenbissen eines Paulo Coelho sehr ähnlichen Menschens konfrontiert, um nur einige zu nennen.
Einige der besten Zeilen:
- Sie hatte ihre Fingernägel in seinen Rücken geschlagen, die Augen einwärts gedreht und sich in seiner Schulter verbissen, und als sie einige kraftraubende Stunden später durch den frühen Morgen heimwärts gefahren war, hatte sie gewusst, dass sie ihn wieder sehen wollte und dass es in ihrem Leben vielleicht Platz für ihn gab.
- Wer nichts erlebt habe, so hatte ihr vor Jahren ein alter Arzt gesagt, der erzähle gern, habe einer aber viel erlebt, habe er plötzlich nichts mehr mitzuteilen.
- Im Gegenlicht ist alles schön.
- Er war ins Bett gekommen und hatte sie auf den Rücken gedreht, und im Halbdunkel unter der Decke waren sie erschöpft und in seltsamer Wut eins geworden.
- S. 57
- Bleiben die Enkel. Niemand interessiert sich für die der anderen, aber man hört zu, damit man Recht hat, von den Eigenen zu sprechen.
- Er hatte schon lange den Verdacht, dass das Fotographiertwerden sein Gesicht abnützte.
- Natürlich bewies es nichts dergleichen, es zeigte bloß, dass Selbstbeobachtung die Persönlichkeit wirr macht, den Willen ablenkt und die Geisteskraft bricht, es bewies, dass kein Mensch, von außen und mit Klarheit gesehen, sich selbst ähnelt.
- Was ist denn besser, die Erde mit Teppich zu bedecken oder sich Schuhe anzuziehen?
- Also Bett und Licht aus und Kissenklammern. Traumolympiade, wie meine Mutter immer sagt.
- Aber die Welt bricht fast jeden, und warum hätten ausgerechnet meine Träume wirklich werden sollen.....
- Wie ging das eigentlich früher vor sich? Wie log und betrog man, wie hatte man Affären, wie stahl man sich fort und manipulierte und richtete seine Heimlichkeiten ein ohne die Hilfe hochverfeinerter Technologie?
Die Idee Personen geschichtenübergreifend auftauchen zu lassen ist sicher nicht neu und bringt das Buch für mich auch nicht zu der Etikettierung „Roman“, jedoch bereitet es riesiges Lesevergnügen. Auch wenn man nicht jede Geschichte mag; herauszuheben ist sicherlich die Einzigartigkeit von „Rosalie geht sterben“; besitzt Kehlmann nicht nur erzählerische Fähigkeiten und große Fantasie, sondern auch einen wunderbar klaren Schreibstil.
203 Seiten; Rowohlt Verlag; 18, 90 Euro.
Heute: Ruhm
Daniel Kehlmann, Daniel Kehlmann, Daniel Kehlmann. Jeder kennt den Namen des 1975 in München geborenen Schriftstellers, der mit seinem vierten Roman eine der größten Stückzahlen der Nachkriegszeit abgesetzte. Schwer diese Messlatte auch nur zu halten. Sein neues Werk „Ruhm“ soll, laut Umschlag, ein Roman in neun Geschichten sein. Es handelt von Personen, die in mannigfaltige Lebenssituationen geworfen werden und um den Nutzen der technischen Entwicklung. Als Leser fühlt man hier in einer Dreiecksbeziehung mit, wandelt in den Schuhen eines Schriftstellers, taucht in die Welt eines Bloggers oder sieht sich mit den Gewissenbissen eines Paulo Coelho sehr ähnlichen Menschens konfrontiert, um nur einige zu nennen.
Einige der besten Zeilen:
- Sie hatte ihre Fingernägel in seinen Rücken geschlagen, die Augen einwärts gedreht und sich in seiner Schulter verbissen, und als sie einige kraftraubende Stunden später durch den frühen Morgen heimwärts gefahren war, hatte sie gewusst, dass sie ihn wieder sehen wollte und dass es in ihrem Leben vielleicht Platz für ihn gab.
- Wer nichts erlebt habe, so hatte ihr vor Jahren ein alter Arzt gesagt, der erzähle gern, habe einer aber viel erlebt, habe er plötzlich nichts mehr mitzuteilen.
- Im Gegenlicht ist alles schön.
- Er war ins Bett gekommen und hatte sie auf den Rücken gedreht, und im Halbdunkel unter der Decke waren sie erschöpft und in seltsamer Wut eins geworden.
- S. 57
- Bleiben die Enkel. Niemand interessiert sich für die der anderen, aber man hört zu, damit man Recht hat, von den Eigenen zu sprechen.
- Er hatte schon lange den Verdacht, dass das Fotographiertwerden sein Gesicht abnützte.
- Natürlich bewies es nichts dergleichen, es zeigte bloß, dass Selbstbeobachtung die Persönlichkeit wirr macht, den Willen ablenkt und die Geisteskraft bricht, es bewies, dass kein Mensch, von außen und mit Klarheit gesehen, sich selbst ähnelt.
- Was ist denn besser, die Erde mit Teppich zu bedecken oder sich Schuhe anzuziehen?
- Also Bett und Licht aus und Kissenklammern. Traumolympiade, wie meine Mutter immer sagt.
- Aber die Welt bricht fast jeden, und warum hätten ausgerechnet meine Träume wirklich werden sollen.....
- Wie ging das eigentlich früher vor sich? Wie log und betrog man, wie hatte man Affären, wie stahl man sich fort und manipulierte und richtete seine Heimlichkeiten ein ohne die Hilfe hochverfeinerter Technologie?
Die Idee Personen geschichtenübergreifend auftauchen zu lassen ist sicher nicht neu und bringt das Buch für mich auch nicht zu der Etikettierung „Roman“, jedoch bereitet es riesiges Lesevergnügen. Auch wenn man nicht jede Geschichte mag; herauszuheben ist sicherlich die Einzigartigkeit von „Rosalie geht sterben“; besitzt Kehlmann nicht nur erzählerische Fähigkeiten und große Fantasie, sondern auch einen wunderbar klaren Schreibstil.
203 Seiten; Rowohlt Verlag; 18, 90 Euro.
Labels: Daniel Kehlmann, rezension, Ruhm
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