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Donnerstag, März 06, 2008

Kafka - Vaterbriefe


Die ersten vorwurfsvollen Zeilen des unlängst entdeckten Briefwechsels mit seinen Vater:
"Ich fange den Brief also ohne Selbstvertrauen an und nur in der Hoffnung, dass Du Vater mich trotz allem noch lieb hast und besser lesen wirst, als ich schreibe."
(Er beschrieb seinen Vater, als Regenten, Tyrannen und Herrscher, der sich darstellt, als würde fast kein Restchen irdischen Schmutzes anhaften.)
„Darauf antworte ich, dass zunächst diese ganzen Einwürfe , die sich zum Teil auch gegen Dich kehren lassen, nicht von Dir stammt, sondern eben von mir. So gross ist ja nichtmal Dein Misstrauen gegen andere, wie mein Selbstmisstrauen zu dem Du mich erzogen hast. Eine gewisse Berechtigung der Einwürfe, die ja auch noch an sich zur Charakterisierung unseres Verhältnisses Neues beitragen, leugne ich nicht. So können natürlich die Dinge in Wirklichkeit nicht aneinanderpassen, wie die Beweise in meinem Brief, das Leben ist ein Geduldspiel; aber mit der Korrektur, die sich durch diesen Einwurf ergibt, eine Korrektur, die ich im einzelnen weder ausführen kann, noch will, ist meiner Meinung nach doch etwas der Wahrheit so sehr Angenähertes erreicht, dass es uns beide ein wenig beruhigen und Leben und Sterben leichter machen kann.“
(Für mich begriff er, dass er in der Klage und dem Flehen nach der Liebe des Vaters alt geworden ist, zu alt.)
„Vielleicht ist mein Vater im Grunde seines Herzens ein gütiger Mensch, aber nicht jedes Kind hat die Ausdauer und Unerschrockenheit, so lange zu suchen, bis er zur Güte kommt.“
(Ohne Vaterliebe wart ihm wohl ein Vaterkomplex und damit ein schwerer Minderwertigkeitskomplex beigebracht worden.)
Franz Kafka starb am 3.Juni 1924, sein Vater Herrmann 1931.
„Ich, Gustav Janouch, war 1920 auf unseren Rundgängen zum Geschäft des Herrmann Kafka gekommen, als ein hoher, breiter Mann herauskam und vor uns stehen blieb. Er sagte: „Franz. Nach Hause. Die Luft ist feucht..“ Kafka sprach zu mit wispernder Stimme. Mein Vater. Er hat Sorge um mich. Liebe hat oft das Gesicht der Gewalt.“