Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 94
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der letzten Woche gelesen habe.
Heute: Unsichtbar
Ich gebe zu, ich hatte immer schon ein Faible für den 1947 in Newark geborenen Schriftsteller Paul Auster. Für mich war er aber immer "nur" der "leichtere" Philip Roth. Seit Unsichtbar ist das anders.
In einer "Dorian Gray"-gleichen Atmosphäre, schickt Auster seinen Protagonisten durch ein ganzes Leben, dessen Geister aus der Jugend ihn bis ins hohe Alter verfolgen.
Einige der besten Zeilen:
- Sie sind also Franzose. Nach Umständen, Neigung und Pass. Von Geburt jedoch Schweizer.
- Krieg ist die reinste, klarste Äußerung der menschlichen Seele.
- Wenn es sich gut anfühlt, ist es gut, sagte Margot einmal, und das war das Geschenk, das ich im Laufe dieser fünf Nächte von ihr erhielt. Sie lehrte mich keine Angst mehr vor mir zu haben.
- Aber Wahrscheinlichkeiten zählen nicht, wenn es um reale Ereignisse geht, nur weil der Eintritt eines Ereignisses unwahrscheinlich ist, heißt das noch lange Inch, das es noch nicht eintritt.
- Denn die traurige Tatsache bleibt: Es gibt viel mehr Gedichte auf der Welt als Gerechtigkeit.
- Angst treibt uns an, etwas zu riskieren und über unsere Grenzen hinauszugehen, und ein Schriftsteller, der sich am festen Boden wähnt, wird wahrscheinlich nichts von Bedeutung hervorbringen.
- Mitleid ist so ein schreckliches, sinnloses Gefühl - man sollte es in sich verschließen und für sich behalten. Wenn man es in Worte zu fassen versucht, macht man alles nur noch schlimmer.
- Wenn etwas in Dir zerbrochen ist, musst Du es mit eignen Händen wieder zusammensetzen.
- Sie nennt meinen Schwanz eine Varietevorstellung.
- Das Leben ist beschissen, ich weiß, und doch will ich nur eines: mehr Leben, mehr Leben auf dieser gottverlassen Erde.
- Unmöglich, die Welt zu bezweifeln: man kann sie sehen, und da sie unwiderruflich ist, kann sie nicht verstanden werden, und ich glaube, diese Tatsache ist tödlich.
- Wer in einem Meer von Plagen zu ertrinken droht, findet in harter Arbeit vielleicht das Floß, das ihn vor dem Untergang bewahrt.
- ….erklärt er ihr hastig, dass er sie liebe. Nein, tust du nicht, sagt sie und schüttelt lächelnd den Kopf.
Spannend, intelligent, weise und eine klare Bewerbung für den Literaturnobelpreis. Wie in seinem vorangegangenen Roman "Mann im Dunkel" bereits angedeutet, manifestiert sich Auster nun endgültig im Literaturolymp.
Rowohlt Verlag, 320 Seiten, 19, 95 Euro.
Heute: Unsichtbar
Ich gebe zu, ich hatte immer schon ein Faible für den 1947 in Newark geborenen Schriftsteller Paul Auster. Für mich war er aber immer "nur" der "leichtere" Philip Roth. Seit Unsichtbar ist das anders.
In einer "Dorian Gray"-gleichen Atmosphäre, schickt Auster seinen Protagonisten durch ein ganzes Leben, dessen Geister aus der Jugend ihn bis ins hohe Alter verfolgen.
Einige der besten Zeilen:
- Sie sind also Franzose. Nach Umständen, Neigung und Pass. Von Geburt jedoch Schweizer.
- Krieg ist die reinste, klarste Äußerung der menschlichen Seele.
- Wenn es sich gut anfühlt, ist es gut, sagte Margot einmal, und das war das Geschenk, das ich im Laufe dieser fünf Nächte von ihr erhielt. Sie lehrte mich keine Angst mehr vor mir zu haben.
- Aber Wahrscheinlichkeiten zählen nicht, wenn es um reale Ereignisse geht, nur weil der Eintritt eines Ereignisses unwahrscheinlich ist, heißt das noch lange Inch, das es noch nicht eintritt.
- Denn die traurige Tatsache bleibt: Es gibt viel mehr Gedichte auf der Welt als Gerechtigkeit.
- Angst treibt uns an, etwas zu riskieren und über unsere Grenzen hinauszugehen, und ein Schriftsteller, der sich am festen Boden wähnt, wird wahrscheinlich nichts von Bedeutung hervorbringen.
- Mitleid ist so ein schreckliches, sinnloses Gefühl - man sollte es in sich verschließen und für sich behalten. Wenn man es in Worte zu fassen versucht, macht man alles nur noch schlimmer.
- Wenn etwas in Dir zerbrochen ist, musst Du es mit eignen Händen wieder zusammensetzen.
- Sie nennt meinen Schwanz eine Varietevorstellung.
- Das Leben ist beschissen, ich weiß, und doch will ich nur eines: mehr Leben, mehr Leben auf dieser gottverlassen Erde.
- Unmöglich, die Welt zu bezweifeln: man kann sie sehen, und da sie unwiderruflich ist, kann sie nicht verstanden werden, und ich glaube, diese Tatsache ist tödlich.
- Wer in einem Meer von Plagen zu ertrinken droht, findet in harter Arbeit vielleicht das Floß, das ihn vor dem Untergang bewahrt.
- ….erklärt er ihr hastig, dass er sie liebe. Nein, tust du nicht, sagt sie und schüttelt lächelnd den Kopf.
Spannend, intelligent, weise und eine klare Bewerbung für den Literaturnobelpreis. Wie in seinem vorangegangenen Roman "Mann im Dunkel" bereits angedeutet, manifestiert sich Auster nun endgültig im Literaturolymp.
Rowohlt Verlag, 320 Seiten, 19, 95 Euro.
Labels: Paul Auster, Rezension., Unsichtbar
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