Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 77
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, die ich in der jeweiligen Woche gelesen habe.
Heute: Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein
Der 1947 in Wien geborene Andre Heller macht unglaublich viel, doch ganz gleich was er anpackt, es besitzt eine stille Schönheit. Neben Aktionskunst, den Chansons oder der Schauspielerei sollte es dieses Mal wieder ein Buch sein. In seiner Erzählung führt er uns zurück in seine Kindheit, zu seinen Prägungen und der daraus erwachsenen Sicht auf die Realität.
Einige der besten Zeilen:
- Zuerst starb der Papst. Das war eine ernste Angelegenheit.
- Es zählt zu den nachhaltigsten Traurigkeiten meiner Kindheit, dass Mutter mich nicht unbefleckt empfangen hat.
- Das Ungewöhnliche nimmt für Augenblicke Aufenthalt in gewöhnlichen Menschen.
- Mutters schmaler länglicher Kopf hatte etwas von einem Windhund, und sie nahm auch gelegentlich mit hochgezogenen Nasenlöchern Witterung auf, um festzustellen, ob eine Umgebung ihrer würdig war oder nicht.
- Zu Hause war immer jemand krank. Es herrschte eine Art Wettlauf im Betteln um Aufmerksamkeit...
- Überhaupt, wenn du Dich im Leben schon der Mühe unterziehst, etwas zu denken, dann kannst du gleich etwas Wunderbares denken.
- „Wir wollen zueinander ehrlich sein, lasst uns also schweigen.“
- Außerdem möge man sich gefälligst mucksmäuschenstill verhalten, denn die Zeit selbst würde ausschließlich wach gehalten vom Geschwätz der Menschen, vom Knarren der Fußböden unter unseren unbedachten Schritten, vom Klappern des Geschirrs und des Bestecks, sobald es in die unruhigen Hände von Kindern und Erwachsenen geriet, und tausenderlei mehr an Lärm, den die stete und dröhnende Geschäftigkeit und Wichtigtuerei so vieler Dummköpfe verursache.
- Eine Invasion von Weiß sank auf Wien herab, die den Dingen im Freien alle Buntheit und Klarheit der Formen nahm.
- „Hör zu: Geboren wird man als Entwurf zu einem Menschen, und dann muss man zeit seines Lebens aus sich einen wirklichen Menschen machen.
- S. 126.
Ein Buch wie das Leben. Rund, witzig wie melancholisch und hoffnungsvoll. Nicht nur aufgrund der wunderbaren Sprache ein wirklicher Lesegenuss.
144 Seiten, S.Fischer-Verlag, 16, 90 Euro.
Heute: Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein
Der 1947 in Wien geborene Andre Heller macht unglaublich viel, doch ganz gleich was er anpackt, es besitzt eine stille Schönheit. Neben Aktionskunst, den Chansons oder der Schauspielerei sollte es dieses Mal wieder ein Buch sein. In seiner Erzählung führt er uns zurück in seine Kindheit, zu seinen Prägungen und der daraus erwachsenen Sicht auf die Realität.
Einige der besten Zeilen:
- Zuerst starb der Papst. Das war eine ernste Angelegenheit.
- Es zählt zu den nachhaltigsten Traurigkeiten meiner Kindheit, dass Mutter mich nicht unbefleckt empfangen hat.
- Das Ungewöhnliche nimmt für Augenblicke Aufenthalt in gewöhnlichen Menschen.
- Mutters schmaler länglicher Kopf hatte etwas von einem Windhund, und sie nahm auch gelegentlich mit hochgezogenen Nasenlöchern Witterung auf, um festzustellen, ob eine Umgebung ihrer würdig war oder nicht.
- Zu Hause war immer jemand krank. Es herrschte eine Art Wettlauf im Betteln um Aufmerksamkeit...
- Überhaupt, wenn du Dich im Leben schon der Mühe unterziehst, etwas zu denken, dann kannst du gleich etwas Wunderbares denken.
- „Wir wollen zueinander ehrlich sein, lasst uns also schweigen.“
- Außerdem möge man sich gefälligst mucksmäuschenstill verhalten, denn die Zeit selbst würde ausschließlich wach gehalten vom Geschwätz der Menschen, vom Knarren der Fußböden unter unseren unbedachten Schritten, vom Klappern des Geschirrs und des Bestecks, sobald es in die unruhigen Hände von Kindern und Erwachsenen geriet, und tausenderlei mehr an Lärm, den die stete und dröhnende Geschäftigkeit und Wichtigtuerei so vieler Dummköpfe verursache.
- Eine Invasion von Weiß sank auf Wien herab, die den Dingen im Freien alle Buntheit und Klarheit der Formen nahm.
- „Hör zu: Geboren wird man als Entwurf zu einem Menschen, und dann muss man zeit seines Lebens aus sich einen wirklichen Menschen machen.
- S. 126.
Ein Buch wie das Leben. Rund, witzig wie melancholisch und hoffnungsvoll. Nicht nur aufgrund der wunderbaren Sprache ein wirklicher Lesegenuss.
144 Seiten, S.Fischer-Verlag, 16, 90 Euro.
Labels: Andre Heller, Rezension., Wie ich lernte bei mir selbst Kind zu sein
<< Home