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Freitag, März 11, 2011

Buchvorstellung mit Roman L- Ausgabe 105

Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, die ich in der zurückliegenden Woche gelesen habe.
Heute:

Ich muss zugeben, ich war immer schon ein Fan von Wolf Wondratschek.
Nun hat der 1943 in Thüringen geborene Dichter seinen neuen Roman mit einem alt bekannten Protagonisten versehen. 37 Jahre nach "Chuck´s Zimmer" geht die Geschicht weiter. Eine Idee mit der man nur verlieren kann?

Einige der besten Zeilen:
- Chuck könnte ihr die Juwelen, die sie schmücken
einzeln ins Hautinnere drücken,
- Wie viel Sicherheit ist sicher?
- Er wußte, daß Kinder das können, zuhören und nicht zuhören, beides gleichzeitig;
- Es war mit dem toten Vater zu reden nicht leichter als mit dem lebendigen.
- Es war lächerlich! Ein kleiner Junge, der keiner sein wollte, und sich gerade deshalb wie einer benahm.
- Es ist die Erinnerung, die, wenn man alt ist, näher und näher kommt, die Traurigkeit, die weh tut, vielleicht."
- Er hatte Zeit. Er hatte Zeit es sein zu lassen.
- Wenn sie sich umarmten, war, was er hielt, sein Leben, sein eigenes.
- Der eine, sagte Chuck, der junge, wartet darauf, daß was passiert! Der andere, der alte, darauf, daß aufhört, daß was passiert.
- Wievielt Sucht war im Sperma eines Süchtigen?
- Vor allem muß ich Missverständnissen vorbeugen, allen Wünschen, die zu solchen führen konnten, die Wärme abdrehen.
- Daß er ihr nichts, aber sie sich von ihm alles versprochen hatte, war keine Rechnung, unter die kein Strich zu setzen war.
- Er wollte das eigene, nicht das Leben anderer retten, wenn er sich verliebte, und verliebt war er, das Laster sovieler Schriftsteller, mehr in Träumen von der Liebe als die geliebte Geliebte.
- Die Blumen waren welk geworden, die jungen Seelen mutlos, die Gesichter nachdenklich und die Liebe, die so lange so leicht gewesen war, war wieder schwer.
- Die gemeine, alltägliche Liebe, die Liebe, wie die Wirklichkeit sie anbietet, wie sie die Menschen beschädigt, sie unterhält, quält, leiden und verzweifeln lässt, die Liebe ohne das Geschenk ihrer Idealisierung war nur die Parodie auf wirkliche Gefühle.
- War es nicht Huxley, der gesagt hat: Die Medizin ist so weit fortgeschritten, daß niemand mehr gesund ist?

Reif, weise und schonungslos. Wolf Wondratschek hat uns mit "das Geschenk" wirklich ein Geschenk gemacht, anders kann man es nicht sagen. Ein sprachlicher Hochhochgenuß.

Hanser Verlag, 173 Seiten, 17,90 €.

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