Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 49
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Der Kaiser von China
Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und beschreibt in seinem zweiten Roman eine herzzerreißende Geschichte, die aller Lakonie abschwört. Eine fiktive Reise nach China und eine Verwandtschaftsgeschichte sind das Salz in Rammstedts Suppe. Garniert wird diese „Lonely Planet“-Welt mit viel Phantasie und noch mehr Witz.
Einige der besten Zeilen:
- „Goethe trank täglich fünf Liter Wein. Ein Genie.“
- Alle gleich wurde behauptet, und ich stellte mir ein Land vor, in dem es von meinem Großvater nur so wimmelte, in dem in jedem Auto mein Großvater saß, in dem morgens aus jedem Haus mein Großvater trat, sich von meinem Großvater verabschiedete, um seine Kinder, fünf sehr kleine Großväter, zur Schule bringen.
- Er schlief erst ein, nachdem ihm der Kapitän persönlich versichert hatte, dass er auch bei Dunkelheit problemlos weiterfliegen könne.
- Aber ich wollte Gutes erahnen, das zumindest wusste ich.
- S. 137
- ...“Wir haben uns auseinander gelebt“, mit dem sie die Trennung begründete, klang bei ihr ausnahmsweise einleuchtend, weil es ab einer gewissen Geschwindigkeit wahrscheinlich belanglos ist, ob man sich in dieselbe Richtung bewegt oder in zwei verschiedene, der Abstand wächst so oder so.
- „Bei uns“ rief mein Großvater, „wird niemand erschlagen, weil er nervt“ und er bedeckte die tote Fliege mit einer Schachtel Nikotinkaugummis.
- „Ich war vollkommen glücklich und gleichzeitig am Boden zerstört, weil ich wusste, dass ich von nun an nicht eher ruhen würde, bis es mir gelungen war, diese Frau zu erobern.“
- S.160
- „Ich glaube ich muss mich mal kurz hinlegen“, sagte er, dann fiel sein Kopf auf den Tisch, ich räumte noch schnell die Gläser zur Seite, bevor ich meinen dazulegte.
Tilmann Rammstedt hat mit den Texten dieses Buchs 2008 bereits vor der Fertigstellung den Ingeborg Bachmann Preis gewonnen und dies völlig zu Recht. Die Sprache ist trotz vieler Nebensätze leicht, kein Witz wirkt konstruiert und die beiden Geschichten fließen ineinander über, dass dem Leser das Herz einfach aufgehen muss.
192 Seiten; Dumont Verlag; 17, 90 Euro
Heute: Der Kaiser von China
Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller Tilman Rammstedt wurde 1975 in Bielefeld geboren und beschreibt in seinem zweiten Roman eine herzzerreißende Geschichte, die aller Lakonie abschwört. Eine fiktive Reise nach China und eine Verwandtschaftsgeschichte sind das Salz in Rammstedts Suppe. Garniert wird diese „Lonely Planet“-Welt mit viel Phantasie und noch mehr Witz.
Einige der besten Zeilen:
- „Goethe trank täglich fünf Liter Wein. Ein Genie.“
- Alle gleich wurde behauptet, und ich stellte mir ein Land vor, in dem es von meinem Großvater nur so wimmelte, in dem in jedem Auto mein Großvater saß, in dem morgens aus jedem Haus mein Großvater trat, sich von meinem Großvater verabschiedete, um seine Kinder, fünf sehr kleine Großväter, zur Schule bringen.
- Er schlief erst ein, nachdem ihm der Kapitän persönlich versichert hatte, dass er auch bei Dunkelheit problemlos weiterfliegen könne.
- Aber ich wollte Gutes erahnen, das zumindest wusste ich.
- S. 137
- ...“Wir haben uns auseinander gelebt“, mit dem sie die Trennung begründete, klang bei ihr ausnahmsweise einleuchtend, weil es ab einer gewissen Geschwindigkeit wahrscheinlich belanglos ist, ob man sich in dieselbe Richtung bewegt oder in zwei verschiedene, der Abstand wächst so oder so.
- „Bei uns“ rief mein Großvater, „wird niemand erschlagen, weil er nervt“ und er bedeckte die tote Fliege mit einer Schachtel Nikotinkaugummis.
- „Ich war vollkommen glücklich und gleichzeitig am Boden zerstört, weil ich wusste, dass ich von nun an nicht eher ruhen würde, bis es mir gelungen war, diese Frau zu erobern.“
- S.160
- „Ich glaube ich muss mich mal kurz hinlegen“, sagte er, dann fiel sein Kopf auf den Tisch, ich räumte noch schnell die Gläser zur Seite, bevor ich meinen dazulegte.
Tilmann Rammstedt hat mit den Texten dieses Buchs 2008 bereits vor der Fertigstellung den Ingeborg Bachmann Preis gewonnen und dies völlig zu Recht. Die Sprache ist trotz vieler Nebensätze leicht, kein Witz wirkt konstruiert und die beiden Geschichten fließen ineinander über, dass dem Leser das Herz einfach aufgehen muss.
192 Seiten; Dumont Verlag; 17, 90 Euro
Labels: Der Kaiser von China, Rezension., Tilmann Rammstedt
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