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Montag, April 03, 2006

Wer ist Stuey Ungar?


Wir befinden uns im Jahr 1997, zurück in der Vergangenheit.
Die Finalrunde hat begonnen und die Luft ist zum Schneiden angespannt. Es liegen 1 Millionen Dollar im Pott. Am Spieltisch sitzen John Strzemp, Präsident des Las Vegas's Treasure Island Hotel/Casino und Stuey Ungar, geboren auf der Lower East Side, aufgewachsen als Krimineller, genannt der Mozart des Pokerspiels.
Das Ende ist bekannt. "The Kid", wie sie ihn Alle nannten gewann das bedeutenste Pokertunier ohne Geldlimit, zum dritten Mal in seiner Karriere.

Aufgewachsen in einer jüdischen Familie. Sein Vater war ein Spieler, Manager und Buchmacher, der ihm in frühester Kindheit das Pokerspiel beibrachte, als er als kindlicher Kellner zusehen durfte, wie die alten Herren um Geld spielten.
Bereits im Alter von drerizehn Jahren, nahm er am Tisch der Großen zum ersten mal Platz und gewann fast alle seine Spiele gegen die Freunde seines männlichen Elternteils.
Er war ein Verrückter. Ein Virtuose der Karten. In seinen jugendlichen Leichtsinn schmiss er am Ende fast jedes Abends, das gewonnene Geld freudejauchzend in die Höhe. Stuey besaß die Fähigkeit sich alle Karten und sämtliche Züge eines Abends genau zu merken und am Ende in richtiger Reihenfolge wiederzugeben. Selbst auch nur die angedeutetste Bewegung seiner Mitspieler entging ihm nicht. Ein Genie war er.

Mit Sechzehn gewann er in drei Spielen 1500 Dollar gegen Pokerlegende Teddy Price.
Mit siebzehn wurde er professioneller Spieler, trank Gin und machte eine Menge Geld in billigen Hinterzimmern.
Jedesmal wenn er auf diese Weise Geld verdient hatte, eilte er zur Rennbahn, verteilte Unmengen an Trinkgeld und verlor seinen gesamten Gewinn.
So war es nur eine Frage der Zeit bis Stuey Ungar zur New Yorker Spielerlegende aufstieg.

Schnell wurde auch die Mafia auf den Goldjungen aufmerksam. Diese Verbindung war ganz nach Stuey Geschmack, denn sein Motto lautete: "Wenn die Karten verteilt sind, will ich Menschen vernichten". Dunkler Nebeneffekt dieser Liäson war, dass man ihm mit 20 Jahren das Kokainschnupfen beibrachte, um ihm die Fähigkeit zu verleihen, ganze Tage und Nächte durchzuzocken.

Der Weg nach Vegas war vorgezeichnet und Stuey Ungar wurde "Mr. Vegas". Er heiratete bald und seine Frau war ihm behilflich Unmengen seines, nie versiegenden Geldes auszugeben. Ungars Leidenschaft war es nunmal, wie er selbst sagte, Geld zu verprassen. Er spielte gegen Alle und gewann. Seine Nachmittagsbeschäftigung war zu dieser Zeit Golfen, obwohl er den Sport überhaupt nicht konnte. Was früher die Pferdewetten waren, wurde nun durch unsinnige Golfwetten, um fünfstellige Geldbeträge ersetzt.

Er besaß nie eine Kreditkarte, sondern trug sein Geld, außer den Beträgen, die in großen Säcken, in seinem Hotelzimmer lagerten, immer bar mit sich herum. Er wettete auf Alles. Bestes Beispiel ist die 10.000 Dollar-Wette auf welcher Seite der Winschutzscheibe, wohl der nächste Regentropfen fallen würde.
Gegner kamen und gingen und Stuey blieb, während sein Kokainkonsum stetig stieg.
Ihm war egal was in der Welt passierte, der Kartentisch war sein Himmel. Mitte der Achziger hatte er etwa 10 Milionen Dollar verdient. Seine Frau gab es nicht mehr und er vergnügte sich mit Prostituierten, die er nie unter 30.000 Dollar belohnte.
Als die großen Spiele ausblieben, schmiss er einfach eine Millionen Dollar in den Pott und gewann sein Geld zurück.
Dies war sein Nervenkitzel.

Gesundheitlich ging es jedoch rapide bergab. Das Kokain hatte seine Nase zu diesem Zeitpunkt derart zerfressen, dass gezwungen war, sich eine neue Scheidewand künstlich einfügen zu lassen.
Stuey´s Mimik und Gestik war zusehens von unzähligen Ticks bestimmt und er konnte sich nicht mehr eine Sekunde ruhig halten. Er zerstörte sich selbst und begann seine Gegenspieler zu verabscheuen.
Zu jener Zeit gewann nebenbei ein 316 Mann Tunier ,ohne in vier Tagen auch nur eine Sekunde zu schlafen. Wie immer verspielte das gesamte Preisgeld am nächsten Tag (diesmal bei Sportwetten).

Am 20. November 1998 checkte er im Oasis Hotel für 48 Dollar die Nacht ein. Einen Freund bat er, beim Verlassen des Raumes, das Fenster zu schließen, weil ihm kalt war. Das Fenster war jedoch bereits geschlossen.
Am nächsten Tag war der Fernseher aus, er lag angezogen auf seinem Bett und hatte zwar keine Drogen, sondern nur noch 800 Dollar in seiner Hosentaschentasche. Stuey Ungar war nur 45 Jahre alt geworden.
Hunderte von Spielern versammelten sich bei seiner Beerdigung.

Ich will nie ein Verlierer genannt werden.
Selbst ein guter Verlierer, bleibt ein Verlierer - Stuey Ungar

Wer mehr wissen will: In Amerika ist gerade das Buch "One of a kind" über den wohl besten Pokerspieler der Welt erschienen.