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Freitag, November 11, 2011

Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 120


Der 1910 in Queens, New York geborene Paul Bowles, der in Berlin Musik studierte, Bühnenmusik für Orson Welles komponierte und in den Vierzigern weltberühmt wurde hat mit „Himmel über der Wüste“ 1949 einen Roman geschaffen, der sich über die Existenz hinwegzusetzen scheint.
Von Tanger ausgehend durchquert ein Ehepaar die Sahara, mit allem im Gepäck was ein Leben für Menschen bereithalten kann.

Einige der besten Zeilen:
- Sein Gefühlsleben spielt sich völlig im Freien ab. Da gibt es weder Felsen noch Bäume zum Verstecken.
- Das Speisezimmer war unfreundlich und derart nüchtern, dass es nur bei makelloser Bedienung zu ertragen war;
- Er hatte beschlossen, dass sie ihn brauchte, war sich jedoch absolut nicht sicher, sie davon überzeugen zu können, ihn so zu brauchen, wie er es sich wünschte.
- Die Angst meldete sich; er hörte auf sie und ließ sich von ihr überreden – die klassische Prozedur.
- Es ist eher, als rauchte man eine Zigarette. Die ersten Züge schmeckt sie herrlich, und man glaubt, sie könnte nie zu Ende gehen. Dann fängt man an, es für selbstverständlich zu nehmen. Plötzlich aber erkennt man, dass sie fast zu Ende geraucht ist. Und das ist der Moment, wo man sich des bitteren Geschmacks bewusst wird.
- Man musste sich weigern, krank zu werden, wenn man einmal so weit von der Welt entfernt war.
- Die Worte kamen wieder, und in der Hülle der Worte lagen Gedanken versteckt.

Der Roman ist ohne Zweifel Weltliteratur, er ist aber auch so dicht, dass man kaum voran kommt, er fesselt und ekelt zugleich, lässt einen schwitzen und ernüchtern und ist soviel, dass er einem noch lange im Gedächtnis bleibt.

384 Seiten; Goldmann Verlag; 8, 95 Euro.

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