Krishnamurti
Wenn Sie einen Baum beobachten, liegt zwischen Ihnen und dem Baum Zeit und Raum, nicht wahr? Und da ist noch Ihr botanisches Wissen über den Baum. Die Distanz zwischen Ihnen und dem Baum - die aus Zeit besteht - und die Trennung, die durch Ihr Wissen über den Baum entsteht. Den Baum ohne dieses Wissen anzuschauen, ohne die Zeitqualität, heisst nicht, sich mit dem Baum zu identifizieren, sondern ihn so aufmerksam zu beobachten, dass die Begrenzung durch die Zeit gar nicht in Erscheinung tritt; die Begrenzung durch Zeit kommt nur ins Spiel, wenn Sie Wissen über den Baum angesammelt haben. Können Sie Ihre Frau oder Ihren Freund oder irgend etwas anschauen, ohne sich auf ein inneres Bild von ihr oder ihm zu beziehen? Das Bild ist die Vergangenheit, die Ihr Verstand aus allen möglichen Erfahrungen zusammengesetzt hat, aus dem Nörgeln, der Rücksichtslosigkeit, dem Machtstreben, dem Vergnügen, der Freundschaft und so weiter. Es ist das Bild, das uns von der Wirklichkeit trennt; es ist das Bild, das Distanz und Zeit hervorbringt. Schauen Sie diesen Baum an oder diese Blume, die Wolke oder Ihre Ehefrau oder Ihren Ehemann - ohne dieses innere Bild! Wenn Sie dazu in der Lage sind, können Sie auch Ihre Konditionierung total beobachten; dann können Sie sie in einem Geiste anschauen, der nicht von der Vergangenheit getrübt und daher selbst frei von Konditionierung ist. Wenn ich mich selbst anschaue, wie wir es gewöhnlich tun, schaue ich als Beobachter, der das Beobachtete betrachtet: Ich selbst bin das Objekt, und der Beobachter betrachtet es. Der Beobachter besteht aus Wissen, aus der Vergangenheit, aus Zeit, aus angesammelten Erfahrungen - er trennt sich von dem, was er beobachtet.
<< Home