Buchvorstellung mit Roman L - Ausgabe 47
Jede Woche stelle ich Euch Bücher vor, welche ich in der jeweiligen Woche las.
Heute: Empörung
Über Philip Roth ist wohl bereits alles geschrieben worden. Sein neuer Roman "Empörung" ist durch und durch eine Metapher, jedoch soll das niemanden abschrecken, denn er ist großartig. Der junge Marcus Messner ist ein guter Junge, ein sehr guter Student und noch dazu pflichtbewusst, bis ihn die äußeren Umstände mehr und mehr empören.
Einige der besten Zeilen:
- Dann begann ich spontan, mit der Zungenspitze die Tinte der Unterschrift abzulecken, geduldig wie eine Katze an der Milchschale leckte und leckte ich, bis das O, das L, das I, das V, das zweite I und das A verschwunden waren - leckte, bis der letzte schwungvolle Federstrich aufgeleckt war.
- Wie im Leben, kenne ich nur, was ist, und im Tod stellt sich heraus, was ist, ist was war.
- Ich war allein in einem Auto auf einer unbeleuchteten Straße und bewegte meine Hand unter der Bluse eines Mädchens, dessen Zunge sich in meinem Mund bewegte, genau die Zunge, die allein da unten im Dunkel ihres Mundes lebte und jetzt das leichtfertigste aller Organe zu sein schien.
- S. 100
- Am Anfang meines Erwachsenenlebens, bevor alles plötzlich so kompliziert wurde, besaß ich ein großes Talent darin, mit allem zufrieden zu sein.
- Ich hatte sie verloren und nicht wie ich erkannte, weil ihre Eltern geschieden waren, sondern weil meine es nicht waren.
- S. 176
- Das ist es, was Olivia versucht hatte, sie wollte sich nach koscheren Vorschriften umbringen, indem alles Blut aus ihrem Körper fließen sollte.
- Arbeit - bestimmte Menschen lechzen nach Arbeit, nach irgendeiner Arbeit, so hart und unerquicklich sie auch sein mag, um die Härte aus ihrem Leben und die zermürbenden Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben.
Empörung ist ein gewaltiger Roman über das Zwischenmenschliche, aber das sind Werke von Roth ja nahezu immer. Es ist tragisch, witzig, erotisch und lebensnah und ich bin dankbar, dass dieser große amerikanische Schriftsteller jedes Jahr neuen Lesestoff auf hohem Niveau bietet.
Übersetzt von Werner Schmitz
208 Seiten; Hanser Verlag; 17, 90 Euro.
Heute: Empörung
Über Philip Roth ist wohl bereits alles geschrieben worden. Sein neuer Roman "Empörung" ist durch und durch eine Metapher, jedoch soll das niemanden abschrecken, denn er ist großartig. Der junge Marcus Messner ist ein guter Junge, ein sehr guter Student und noch dazu pflichtbewusst, bis ihn die äußeren Umstände mehr und mehr empören.
Einige der besten Zeilen:
- Dann begann ich spontan, mit der Zungenspitze die Tinte der Unterschrift abzulecken, geduldig wie eine Katze an der Milchschale leckte und leckte ich, bis das O, das L, das I, das V, das zweite I und das A verschwunden waren - leckte, bis der letzte schwungvolle Federstrich aufgeleckt war.
- Wie im Leben, kenne ich nur, was ist, und im Tod stellt sich heraus, was ist, ist was war.
- Ich war allein in einem Auto auf einer unbeleuchteten Straße und bewegte meine Hand unter der Bluse eines Mädchens, dessen Zunge sich in meinem Mund bewegte, genau die Zunge, die allein da unten im Dunkel ihres Mundes lebte und jetzt das leichtfertigste aller Organe zu sein schien.
- S. 100
- Am Anfang meines Erwachsenenlebens, bevor alles plötzlich so kompliziert wurde, besaß ich ein großes Talent darin, mit allem zufrieden zu sein.
- Ich hatte sie verloren und nicht wie ich erkannte, weil ihre Eltern geschieden waren, sondern weil meine es nicht waren.
- S. 176
- Das ist es, was Olivia versucht hatte, sie wollte sich nach koscheren Vorschriften umbringen, indem alles Blut aus ihrem Körper fließen sollte.
- Arbeit - bestimmte Menschen lechzen nach Arbeit, nach irgendeiner Arbeit, so hart und unerquicklich sie auch sein mag, um die Härte aus ihrem Leben und die zermürbenden Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben.
Empörung ist ein gewaltiger Roman über das Zwischenmenschliche, aber das sind Werke von Roth ja nahezu immer. Es ist tragisch, witzig, erotisch und lebensnah und ich bin dankbar, dass dieser große amerikanische Schriftsteller jedes Jahr neuen Lesestoff auf hohem Niveau bietet.
Übersetzt von Werner Schmitz
208 Seiten; Hanser Verlag; 17, 90 Euro.
Labels: Empörung, Philip Roth, rezension
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